Gesundheitswesen 2004; 66 - 36
DOI: 10.1055/s-2004-833774

Die Entwicklung der Prävalenz der Adipositas in Deutschland im Zeitraum von 1985 bis 2002

U Helmert 1, 2, H Strube 2, 3, 4
  • 1Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen
  • 2Zentrum für Public Health, Universität Bremen
  • 3Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin
  • 4Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Niedersachsen, Hannover

Hintergrund: Vor dem Hintergrund des starken Anstiegs der Adipositas in den Industrienationen im Verlauf der letzten 20 Jahre wird untersucht, wie sich die Prävalenz der Adipositas in Deutschland zwischen 1985 und 2002 entwickelt hat. Methoden: Datenbasis sind vier nationale Gesundheitssurveys für den Zeitraum 1985 bis 1998 und drei Befragungswellen im Rahmen des „Bertelsmann-Gesundheitsmonitors“ für die Jahre 2002 und 2003. Aus diesen repräsentativen Querschnittsstudien werden alle Personen im Alter von 25–69 Jahren berücksichtigt. Insgesamt stehen Daten für 12984 Männer und 13630 Frauen zur Verfügung. Gemäß den Empfehlungen der WHO wird eine moderate Adipositas definiert als ein Body-Mass-Index ≥ 30 und eine starke Adipositas als ein Body-Mass-Index ≥ 35. Ergebnisse: Von 1985 bis 2002 stieg die Prävalenz der moderaten Adipositas bei den Männern von 16.2% auf 22.5% und bei den Frauen von 16.2% auf 23.5%. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die starke Adipositas bei den Männern von 1.5% auf 5.2% und bei den Frauen von 4.5% auf 7.5%. Neben dem Lebensalter tragen geringe Schulbildung, niedriger beruflicher Status und geringes Einkommen in erheblichem Maße zum Anstieg der Adipositasprävalenz bei. Mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse konnte ermittelt werden, dass Personen mit einer starken Kumulation sozialer Risiken deutliche höhere Prävalenz-Odds-Ratios (POR) für eine moderate Adipositas aufweisen als Personen ohne derartige soziale Risiken (Männer: POR 2.21, 95%-Konfidenzintervall 1.84–2.65, Frauen: POR 3.12, 95%-Konfidenzintervall 2.58–3.76). Schlussfolgerung: Auf Basis dieser Ergebnisse ist die Qualität zukünftiger Adipositas-orientierter Präventionsprogramme auch daran zu messen, ob es ihnen gelingt, in den sozialen Verursachungsprozess der Entstehung gesundheitsabträglichen Übergewichts in der Allgemeinbevölkerung einzugreifen.