Gesundheitswesen 2004; 66 - 42
DOI: 10.1055/s-2004-833780

Defizite und Perspektiven einer geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung am Beispiel KHK und psychische Störungen

F Fuchs 1
  • 1Institut für Gesundheitssystemforschung, Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften, Charité, Berlin

Hintergrund: Über Geschlechterunterschiede in der Versorgung gibt es viele, teilweise widersprüchliche Ergebnisse, die Hinweise auf Über-, Unter- und Fehlversorgung von Frauen und Männern liefern. Ziel: Es werden Defizite in der Versorgung von Frauen und Männern hinsichtlich KHK und psychischen Erkrankungen zusammengestellt und Perspektiven für gendergerechte Veränderungen aufgezeigt. Methoden: Auf Basis von Literaturreviews und Analysen mit Daten des Bundesgesundheitssurveys werden mögliche Geschlechterunterschiede hinsichtlich der Versorgung bei KHK und psychischen Erkrankungen ermittelt. Ergebnisse und Diskussion: In vielen Forschungsergebnissen sind Frauen und frauenspezifische Fragestellungen unterrepräsentiert. Für die KHK-Mortalität zeigt sich, dass Geschlecht einen wesentlichen Einfluss darstellt, der aber zum Teil auf erheblichen Altersunterschiede zwischen Frauen und Männer bei Auftreten der Erkrankung sowie auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurückgeführt werden kann. Psychische Störungen sind in der bundesdeutschen Bevölkerung häufiger als angenommen: nach den Ergebnissen des Bundesgesundheitssurveys waren 37% der Frauen und 25% der Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren in einem Zeitraum von 12 Monaten von psychischen Störungen betroffen, die Lebenszeitprävalenz für psychische Störungen beträgt 48,9% für Frauen und 36,5% für Männer. Mit einer Behandlungsquote von 36,4% wird deutlich, dass die überwiegende Anzahl der Betroffenen nicht versorgt wird. Geschlechtsspezifische Ansätze für die Versorgung sind dazu wenige vorhanden. Schlussfolgerungen: Hinsichtlich der geschlechterangemessenen Versorgung von Frauen und Männern bei KHK und psychischen Störungen werden Empfehlungen für die Praxis erarbeitet, wie den unterschiedlichen Versorgungsgraden adäquat begegnet werden kann.