Gesundheitswesen 2004; 66 - 68
DOI: 10.1055/s-2004-833806

Kommunale Gesundheitsziele Psychiatrie im Ennepe-Ruhr-Kreis

HJ Boschek 1, KJ Kügler 1
  • 1Kreisgesundheitsamt Ennepe-Ruhr (Schwelm)

Hintergrund: Gesundheitsziele sollen politische und organisatorische Prozesse fokussieren und unterstützen. Die Konzepte der gemeindenahen Psychiatrie bieten eine gute Orientierung und die bestehenden Netzwerke günstige Voraussetzungen für kommunale Gesundheitsplanungen. Methoden: Im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz Ennepe-Ruhr wurde eine Psychiatrieplanung entwickelt (unter Einschluss der Thematik Droge/Sucht). Aus den dort formulierten Handlungsempfehlungen wurden sechs Gesundheitsziele Psychiatrie abgeleitet und vom Kreistag als Grundlage der kommunalen Gesundheitspolitik beschlossen. Ergebnisse: Die Ziele im Einzelnen: 1. Gegen Stigmatisierung und für die Integration psychisch kranker Menschen. Das 2. Ziel: Qualifizierung und Arbeitschancen betont die Bedeutung sinnvoller Arbeit für die Integration psychisch kranker Menschen. Im Ziel 3 wird die ortsnahe Versorgung für alle psychisch Kranken als Prinzip der Krankenhausplanung formuliert. Im Ziel 4: Vernetzung und Koordination verpflichten sich die Beteiligten auf die Zusammenarbeit unter der Federführung des Kreises. Die Bedeutung der Selbsthilfe und Patientenbeteiligung (Ziel 5) sowie von Prävention und Qualität (Ziel 6) wird für den Bereich Psychiatrie konkretisiert und besonders hervorgehoben. Diskussion: Das erste Ziel ordnet sich bewusst in den Kontext der bundesweiten Antidiskriminierungsinitiativen ein. Eine stärkere Integration soll vor allem durch Aufklärungsaktionen und Veranstaltungen wie Psychoseseminare gefördert werden. Die kommunale Arbeitsmarktpolitik soll stärker die Belange psychisch kranker Menschen in ihren Projekten berücksichtigen. Die Umsetzung der Psychiatrieziele wird durch eine Fachkonferenz aus Experten, Kostenträgern, Politikern und Betroffenen begleitet. Zu den zentralen Aufgaben dieses Vernetzungsgremiums gehört die Aktivierung und die Unterstützung des Selbsthilfepotentials. Die Evaluation zeigt unter anderem positive Effekte bei der öffentlichen Wahrnehmung psychisch Kranker und in der effektiveren Kooperation von Fachdiensten.