Gesundheitswesen 2004; 66 - 78
DOI: 10.1055/s-2004-833816

Selbsteingeschätzte Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität arbeitloser Frauen und Männer

C Lange 1, T Lampert 1, T Ziese 1
  • 1Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung

Hintergrund: Gesundheitliche Probleme treten bei Arbeitslosen, insbesondere Langzeitarbeitslosen, gehäuft auf. Die Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen dieser zunehmend größeren Bevölkerungsgruppe stellt deshalb eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe dar. Ziel: Anhand aktueller Daten des vom Robert Koch-Institut durchgeführten telefonischen Bundes-Gesundheitssurveys 2003 werden die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitsstatus und die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht. Dabei werden die Dauer der Arbeitslosigkeit und die Lebenssituation der arbeitslosen Frauen und Männer berücksichtigt. Methoden: Der telefonische Bundes-Gesundheitssurvey 2003 liefert repräsentative Daten zu Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhalten und Gesundheitsversorgung der 18-jährigen und älteren Wohnbevölkerung in Deutschland. Für die Analysen zur gesundheitlichen Situation bei Arbeitslosigkeit erfolgt eine Eingrenzung auf 18- bis 64-jährige Frauen und Männer (N=7.020). Die selbstgeschätzte allgemeine Gesundheit wird fünfstufig (sehr gut bis sehr schlecht) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität anhand des Short Form-Questionnaires (SF-8) erhoben. Ergebnisse: Arbeitslosigkeit geht bei Frauen und Männern mit einer schlechteren Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes einher. Mittels multipler logistischer Regressionen lässt sich sowohl für Frauen als auch für Männer, die bereits 12 Monate oder länger arbeitslos sind, im Vergleich zu den Erwerbstätigen eine ungefähr um den Faktor 2 verringerte Wahrscheinlichkeit belegen, die eigene Gesundheit gut oder sehr gut zu beurteilen. Ähnlich stark ausgeprägt sind die Effekte der Arbeitslosigkeit auf die physischen und mentalen Aspekte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Darüber hinaus finden sich vereinzelt Hinweise auf die protektive Wirkung sozialer Beziehungen. Bei arbeitslosen Männern scheint dabei vor allem die Partnerbeziehung, bei arbeitslosen Frauen zudem das Vorhandensein von Kindern eine Rolle zu spielen. Diskussion und Schlussfolgerungen: Die schlechtere subjektive Gesundheit arbeitsloser Frauen und Männer erklärt sich zum Teil über die Dauer der Arbeitslosigkeit und die individuellen Lebensumstände. Die Identifizierung und Präzisierung der erklärenden Faktoren wird Gegenstand weiterer Analysen sein.