Gesundheitswesen 2004; 66 - 89
DOI: 10.1055/s-2004-833827

Planung und Entwicklung von Humankapital im Gesundheitswesen – ein europäischer Vergleich

S Weinbrenner 1, R Busse 1, 2
  • 1Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Institut für Gesundheitswissenschaften, Technische Universität Berlin
  • 2European Observatory on Health Systems and Policies

Hintergrund: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Gesundheitspolitik in europäischen Ländern hauptsächlich mit Fragen der Kostendämpfung und der Kosteneffektivität beschäftigt. Dabei wurde trotz der zentralen Bedeutung dieses Faktors der Planung und Entwicklung des Arbeitskräftepotentials nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel: Ziel dieser Studie ist es, über die Analyse von personalbezogenen Politiken in unterschiedlichen europäischen Gesundheitssystemen wesentliche Parameter für die Steuerung der Arbeitskräfte zu identifizieren. Durch Erarbeitung von Beurteilungskriterien sollen Empfehlungen im Sinne von „best practice“ möglich werden. Methoden: Über die Sekundäranalyse vorhandener Daten und Studien werden länderbezogene Fallstudien zum Status quo erstellt, die die relevanten personalpolitischen Reformen der vergangenen 10 Jahre im jeweiligen Gesundheitssystem berücksichtigen. In einem zweiten Schritt werden wesentliche Kriterien zur Beurteilung von Personalpolitiken erarbeitet, vor deren Hintergrund eine Beurteilung der jeweiligen Maßnahmen stattfinden kann. Ergebnisse: Bis dato wurden die Fallstudien erstellt. Die Anforderungen an Gesundheitsberufe in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Das Krankheitsspektrum, die Rollen der Professionellen und der Patienten wandeln sich. Neue Kompetenzen wie ökonomisches Wissen, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Umgang mit grenzüberschreitenden Märkten etc. sind gefragt. Diesen Anforderungen wird in der Planung und Steuerung der Ressource Humankapital nur verzögert Rechnung getragen. Diskussion: Auch im Gesundheitswesen wird der Planung und Entwicklung des Arbeitskräftepotentials zunehmend größere Bedeutung zugemessen. Durch „benchmarking“ von Personalpolitiken im europäischen Vergleich, können europäische Standards erarbeitet werden. Schlussfolgerungen: Humankapital als wesentlichster Produktionsfaktor im Gesundheitswesen wird zunehmend in seiner Bedeutung erkannt. Europaweit sind nachhaltige Strategien gefordert.