Gesundheitswesen 2004; 66 - 93
DOI: 10.1055/s-2004-833831

Gesundheitssparkonten zur Finanzierung von Gesundheitsleistungen – internationale Evidenz und Implikationen für Deutschland

J Schreyögg 1
  • 1Technische Universität Berlin (TU), Fachgebiet Management im Gesundheitswesen

Hintergrund: Das Konzept der Gesundheitssparkonten als innovative Alternative zur Finanzierung von Gesundheitssystemen hat in asiatischen Ländern sowie in Nordamerika in den letzten Jahren für Furore gesorgt. In Europa hingegen ist dieses Konzept einer individuellen Ansparlösung bislang nur für Alterssicherungssysteme diskutiert worden. Ziel: Erste Ergebnisse der Einführung von Gesundheitssparkonten in Singapur, Südafrika und den USA abzubilden und Implikationen für Deutschland abzuleiten. Methoden: Auf der Grundlage einer quantitativen und qualitativen Feldforschung vor Ort in Singapur, der Analyse von Sekundärdaten und einer systematischen Literaturauswertung. Ergebnisse: Das Modell der Gesundheitssparkonten hat sich bislang sowohl als Tarifmodell der privaten Krankenversicherung sowie als konstitutiver Bestandteil eines gesetzlichen Krankenversicherungssystems bewährt. Während Gesundheitssparkonten in Südafrika bereits über 50% Marktanteil im Markt für private Krankenversicherung halten, hat dieses Modell im Kontext Singapurs u.a. die Gesundheitsausgaben auf sehr geringem Niveau gehalten. Die Reduktion von Gesundheitsausgaben durch dieses Modell kann einerseits auf eine Verringerung des moralischen Risikos und andererseits auf den Anspareffekt und die damit verbunden Zinsgewinne zurückgeführt werden. Diskussion/ Schlussfolgerungen: Eine Einführung von Gesundheitssparkonten könnte auch für Deutschland erwogen werden, da somit eine Finanzierung von Selbstbehalten für jedes Einkommensniveau sichergestellt werden kann. Gesundheitssparkonten könnten außerdem die Finanzierbarkeit von Leistungen, die aus der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossenen wurden, sicherstellen.