Gesundheitswesen 2004; 66 - 111
DOI: 10.1055/s-2004-833849

Konstruktvalidierung des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung an einer Stichprobe von Frauen postpartum

G Händel 1, W Hannöver 1, J Kelbsch 1, K Röske 1, JR Thyrian 1, U John 1, U Hapke 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin

Hintergrund: Tabakrauchen während und nach der Schwangerschaft erhöht das Risiko u.a. für Frühgeburt, vermindertes Geburtsgewicht und –größe, plötzlichen Kindstod, Erkrankungen der Atemwege und Mittelohrentzündungen. Von den Raucherinnen geben 30–50% das Rauchen während der Schwangerschaft auf, 50–80% der Frauen, die während der Schwangerschaft abstinent waren, beginnen innerhalb von 12 Monaten nach der Entbindung wieder mit dem Rauchen. Interventionen auf der Basis der Änderungsbereitschaft sind besonders effektiv bei der Änderung von Problemverhalten. Ziel: Überprüfung von Modellannahmen des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung an einer Stichprobe von Frauen postpartum. Methoden: Erfassung der Stadien der Änderungsbereitschaft, und der zentralen Konstrukte an einer Stichprobe von 666 Frauen, die vor oder während der Schwangerschaft geraucht hatten. Die Frauen waren zwischen 15 und 44 Jahren alt (MW=26, SD=6) und rauchten vor der Schwangerschaft im Durchschnitt 15 Zigaretten pro Tag. Ergebnisse: Die Analyse der Änderungsmotivation ergab, dass sich zum Zeitpunkt der Befragung 37.8% (n=239) der Frauen im Absichtslosigkeitsstadium, 7.7% (n=49) im Absichtsbildungsstadium, 5.4% (n=34) im Vorbereitungsstadium, 6.8% (n=43) im Stadium der Handlung und 42.3% (n=268) in Aufrechterhaltung befanden. Die ermittelten faktoriellen Strukturen konnten für das Konstrukt Prozesse der Verhaltensänderung konzeptionell und für die Konstrukte Entscheidungsbalance und Selbstwirksamkeitserwartung vollständig repliziert werden. Diskussion: Die Aussagen zum Rauchstatus der Frauen entstammen Selbstauskünften und wurden nicht biochemisch validiert. Es konnte noch keine prädiktive Validität der Konstrukte ermittelt werden, da längsschnittliche Daten noch nicht zur Auswertung bereitstehen. Schlussfolgerungen: Die Kernkonstrukte des Transtheoretischen Modells lassen sich auch in einer Stichprobe von Frauen postpartum replizieren. Interventionen auf der Basis der Änderungsbereitschaft bieten sich auch für diese spezielle Personengruppe an.