Gesundheitswesen 2004; 66 - 116
DOI: 10.1055/s-2004-833854

Entwicklung eines Entscheidungsalgorithmus zur sozialmedizinischen Begutachtung des Rehabedarfs bei orthopädischen Erkrankungen

K Meng 1, J Zdrahal-Urbanek 1, A Holderied 2, H Vogel 1
  • 1Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, AB Rehabilitationswissenschaften
  • 2Ärztlicher Dienst der Landesversicherungsanstalt Unterfranken

Hintergrund: Für die sozialmedizinische Begutachtung des Rehabedarfs liegen noch keine empirisch abgeleiteten Entscheidungshilfen vor. Es besteht ein subjektiver Ermessensspielraum anhand der relativ abstrakt formulierten sozialmedizinischen Entscheidungskriterien.

Ziel: Im Forschungsprojekt „Operationalisierung und Erprobung der (Haupt-)Kriterien zur Begutachtung des Reha-Bedarfs der Rentenversicherung in Form eines Entscheidungsalgorithmus“ soll ein wissensbasiertes und standardisiertes Entscheidungsverfahrens zur Unterstützung des Begutachtungsablaufs entwickelt und evaluiert werden. Methoden: Der Entscheidungsalgorithmus wurde in einem mehrstufigen Prozess erarbeitet. Im Rahmen von 2 Delphi-Expertenbefragungen (Delphi 1: N=20; Delphi 2: N=106) wurde die Relevanz der einzelnen Kriterien des Reha-Bedarfs und deren Operationalisierung in der Praxis ermittelt und in der Formulierung eines Algorithmus umgesetzt. Dieser wird zurzeit in einer kontrollierten, prospektiven Längsschnittstudie in der sozialmedizinischen Begutachtung der 5 bayerischen LVAen evaluiert. Die gängige diagnostische Entscheidungsprozedur der Akten- und Untersuchungsgutachter wird mit der Entscheidungsfindung mittels Algorithmus verglichen (N=500). Ergebnisse: Auf Basis der Expertenbefragungen konnte eine standardisierte und manualisierte Ausformulierung der Reha-Bedarfskriterien in mehreren Ausprägungsgraden erarbeitet werden. In den vorläufigen, zu evaluierenden Entscheidungsalgorithmus wurden 13 Kriterien einbezogen. Als Ergebnis wird erwartet, dass mit dem Einsatz des Algorithmus eine höhere Güte bei der Reha-Zuweisung der Versicherten erreicht werden kann. Diskussion: Die Praktikabilität des Entscheidungsalgorithmus und der einzelnen Bedarfskriterien in der sozialmedizinischen Praxis wird auf Basis der Ergebnisse zur diagnostischen Güte weiter diskutiert. Schlussfolgerungen: Der Algorithmus sollte zur Explikation der Entscheidungsfindung in der sozialmedizinischen Begutachtung und somit zu deren Standardisierung und Optimierung beitragen.