Gesundheitswesen 2004; 66 - 126
DOI: 10.1055/s-2004-833864

Inwieweit ist die Vergabe von Boni für Früherkennung sinnvoll?

M Plaumann 1, A Haferkamp 1, C Krauth 1, U Noeske 1, U Walter 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

Hintergrund: Erstmals können Krankenkassen ihren Versicherten einen Bonus für die Inanspruchnahme von Präventionsmaßnahmen gewähren. Eingeschlossen ist explizit die gesetzlich verankerte Krebs-Früherkennung. Ziel: Es wird überprüft, inwieweit die in Deutschland angebotene Sekundärpävention der internationalen Studienlage entspricht. Die Studie ist Teil des Projektes „Auswahl präventiver Maßnahmen als Grundlage von Bonusmodellen“ (Förderer: KKH). Methoden: Systematische Literaturrecherche zur Effektivität und Wirtschaftlichkeit von Krebsfrüherkennung. Ergebnisse: Es liegt keine Evidenz für die Wirksamkeit eines Screenings auf Hautkrebs zur Reduzierung der Mortalität vor. Gute Evidenz besteht für ein Screening auf Darmkrebs ab 50 Jahren, wobei von allen Verfahren der Test auf okkultes Blut die beste Kosteneffektivität aufweist. Die Evidenz für eine alleinige klinische Brustuntersuchung bzgl. Brustkrebsscreening und einer regelmäßigen Brustselbstuntersuchung ist nicht ausreichend. Gute Evidenz liegt für ein Screening bzgl. Gebärmutterhalskrebs vor, nicht ausreichend ist die Evidenz für ein regelmäßiges Screening bzgl. Prostatakrebs. Diskussion: Die gesetzliche Verankerung der Krebsfrüherkennung entspricht nur partiell der vorliegenden Evidenz und den internationalen Empfehlungen. Schlussfolgerungen: Die Verankerung von Früherkennungsmaßnahmen bedarf einer Überprüfung und Anpassung. Eine Vergabe von Boni zur Förderung ihrer Inanspruchnahme ist nur vereinzelt sinnvoll.