Gesundheitswesen 2004; 66 - 162
DOI: 10.1055/s-2004-833900

PETRA – ein Projekt der Krankenkassen und der LVA in Schleswig-Holstein zur Erkennung – trägerübergreifend – des Rehabedarfs durch Auswertung von AU-Daten. Erste Ergebnisse zum subjektiven Gesundheitszustand der Versicherten

A Hüppe 1, N Glaser-Möller 2, H Raspe 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck
  • 2LVA-Schleswig-Holstein

Hintergrund und Ziel: Seit 2000 wird von 4 gesetzlichen Krankenkassen (KK) und der LVA in Schleswig-Holstein ein Verfahren zum Screening von Rehabedarf eingesetzt. Aktuell arbeitsunfähige Versicherte werden nach Dauer und Häufigkeit von AU-Zeiten und -diagnose (z.B. Dorsopathien) ausgewählt und zu einem Rehaberatungsgespräch eingeladen. Das Reha-Antragsverfahren wurde für das Projekt stark vereinfacht. Ziele sind die Vermeidung der Progredienz chronischer Erkrankungen, Ausgabenreduktion sowie die Erhaltung der Erwerbsfähigkeit. Eine laufende Evaluationsstudie soll den Nutzen des PETRA-Verfahrens ermitteln. Heute berichten wir erste Daten zur Akzeptanz des Verfahrens sowie zum Gesundheitszustand und Leistungsvermögen der erreichten Versicherten. Methoden: Zur Evaluation wurden während einer einjährigen Rekrutierungsphase (11/2002 bis 10/2003) die selektierten Versicherten in randomisierter Weise der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugewiesen. Den Mitgliedern der IG wurde ein Beratungsgespräch der KK angeboten, das die Stellung eines Rehaantrages nahelegte, die Mitglieder der KG erhielten die Routineversorgung. Neben der Ausgangslagenmessung werden alle Studienteilnehmer nach 6 und 12 Monaten erneut postalisch zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Outcome-Parameter sind neben der gesundheitsbezogene Lebensqualität der Verlauf der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit. Ergebnisse: Von 405 selektierten Versicherten beteiligten sich 245 an der Studie (60.5%). Eine Non-Responder-Analyse ergab für Alter, Geschlecht und Diagnosegruppe keine signifikanten Unterschiede. Die Akzeptanz des Beratungsgespräches war hoch: 85% nahmen die Einladung an, von ihnen stellten 81% einen Rehaantrag. Die Versicherten der IG (N=143) unterscheiden sich in den erhobenen Gesundheitsparametern nicht von den Mitgliedern der KG (N=102). Insgesamt stellt sich die Gruppe der Studienteilnehmer als stark belastet dar. Diskussion und Schlussfolgerungen: Das auf einfachen Kriterien basierende Screening des Reha-Bedarfs erweist sich als durchführbar, die Akzeptanz ist als gut zu bezeichnen. Entscheidend ist, inwieweit sich die gewählte Intervention (stationäre Reha) als wirksam erweist. Mitte Mai werden die Daten der ersten 6 Monatskatamnese verfügbar sein.