Gesundheitswesen 2004; 66 - 186
DOI: 10.1055/s-2004-833924

Zahngesundheit von 12- und 15-jährigen türkischen und deutschen Schülern im Ennepe-Ruhr-Kreis – Ein 10-Jahres-Vergleich (1993–2003)

H Senkel 1, I Goddon 1, R Heinrich-Weltzien 2
  • 1Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises, Schwelm
  • 2Friedrich-Schiller-Universität Jena

Hintergrund: Trotz des rapiden Kariesrückganges in der jugendlichen Population der letzten Jahrzehnte gelten Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen und mit Migrationshintergrund noch immer als epidemiologische Kariesrisikogruppe. Ziel: Erfassung des Kariesbefalls bei 12- und 15-jährigen türkischen und deutschen Schülern nach 10-jähriger Basisprophylaxe und einer risikobezogenen Intensivprophylaxe in den Hauptschulen. Methoden: 2003 wurde der Kariesbefall (DMFT) nach WHO-Standard (1987) bei 12- (n=505) und 15-jährigen (n=477) türkischen und deutschen Hauptschülern sowie deutschen Gymnasiasten erhoben und mit entsprechenden Daten von 1993 verglichen. Die Signifikanzprüfung erfolgte mittels t-Test (α=0,05%). Ergebnisse: 1993 wiesen 12- und 15-jährige türkische Hauptschüler einen signifikant geringeren Kariesbefall (2,0 bzw. 3,1 DMFT) als ihre deutschen Mitschüler (2,5 bzw. 5,2 DMFT) auf; kein Unterschied bestand zum Kariesbefall deutscher Gymnasiasten (1,8 bzw. 3,2 DMFT). 2003 war der Kariesbefall bei den türkischen Hauptschülern mit 1,7 (12J) und 3,1 DMFT (15J) unverändert. Bei den deutschen Hauptschülern trat eine Abnahme des Kariesbefall auf 1,8 (12J) bzw. 2,7 DMFT (15J) ein. Bei den deutschen Gymnasiasten sank der Kariesbefall signifikant auf 0,3 bzw. 1,0 DMFT. Diskussion: Die aufgezeigten bildungsabhängigen Unterschiede der Zahngesundheit korrespondieren mit Ergebnissen anderer europäischer Studien. Als ursächliche Faktoren für den hohen Kariesbefall von Migranten werden sozioökonomische Einflüsse, veränderte Ernährungsgewohnheiten und ein niedriger Bildungsstand der Eltern diskutiert. Schlussfolgerungen: Im Vergleich zu ihren deutschen Mitschülern profitierten türkische Hauptschüler bislang nicht von den zahnärztlichen Prophylaxeprogrammen im Ennepe-Ruhr-Kreis.