Gesundheitswesen 2004; 66 - 231
DOI: 10.1055/s-2004-833969

Qualitative Begleitforschung zum Gestaltungskurs für krebskranke Eltern „Wie sag ich's meinem Kinde?“

K Weiss 1, R Schwarz 1, S Singer 1, M Buttstädt 1
  • 1Universität Leipzig, Selbständige Abteilung Sozialmedizin

Hintergrund: In einem durch die Deutsche Krebshilfe geförderten Projekt wurde ein strukturierter Gestaltungskurs für krebskranke Eltern entwickelt, der stützende und kreativitätsanregende Elemente beinhaltet. Der Kurs hat das Anliegen die Ausdrucksfähigkeiten der erkrankten Eltern zu erweitern und die Kommunikation in den Familien anzuregen. Ziel: Die Begleitforschung soll Aufschluss geben, wie der entwickelte Gestaltungskurs von onkologisch erkrankten Eltern angenommen und bewertet wird und welche Wirkungen sich bei den Teilnehmern zeigen. Methoden: Stichprobe: anfallend (interessierte onkologische Patienten mit Kindern im familiären Umfeld, kurative Behandlung). Datenerhebung: Erfassung des Kursprozesses durch teilnehmende Beobachtung und Stundeneinschätzungsbögen, Leitfadeninterview mit narrativem Einstieg zur Kursbedeutung, Prä-Post-Untersuchung mit dem Familien-System-Test (FAST), der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) und dem Trierer Fragebogen zur Krankheitsbewältigung (TSK). Interview- und Prozessdaten werden inhaltsanalytisch ausgewertet. Erste Ergebnisse (Datenbasis: ein Kurs mit vier Teilnehmerinnen): Die Teilnehmerinnen bewerteten die Kursstunden hinsichtlich Form, Inhalt, Anleitung und Gruppenatmosphäre durchgängig positiv. Im Kursverlauf zeigten sich sowohl in den Gesprächen als auch in den Gestaltungen eine zunehmende Offenheit für Gefühlsäußerungen und krankheitsbezogene Themen. Es wurde ein breites Spektrum von Kurswirkungen angegeben, das von Ablenkung und Entspannung bis zum Gewinn an Selbstvertrauen reicht. Es gibt Hinweise auf eine subjektiv erlebte Erleichterung der Kommunikation mit Kindern und Angehörigen und auf eine Verbesserung des psychischen Befindens. Diskussion: Der Kurs scheint primär eine intensive Selbstauseinandersetzung der Teilnehmerinnen mit persönlichen und krankheitsbezogenen Themen anzuregen. Wir gehen davon aus, dass diese Prozesse die Kommunizierbarkeit dieser Themen mit Kindern und Angehörigen erleichtern. Schlussfolgerungen: Das entwickelte Kurskonzept scheint sich sowohl formal als auch inhaltlich als ambulantes Unterstützungsangebot für onkologische Patienten zu eignen.