Gesundheitswesen 2004; 66 - 238
DOI: 10.1055/s-2004-833976

Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen bei 20- bis 80-Jährigen – Ergebnisse der Study of Health in Pomerania (SHIP)

G Born 1, SE Baumeister 1, S Sauer 1, E Hensel 2, T Kocher 2, U John 1
  • 1Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Greifswald
  • 2Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Greifswald

Hintergrund: Repräsentative epidemiologische Daten sind eine Voraussetzung für gesundheitspolitische Entscheidungen. Die Study of Health in Pomerania (SHIP) liefert sowohl für einen großen Altersbereich als auch in großer Komplexität eine solche Datenbasis. Ziel: Ziel dieser Arbeit ist, populationsbasierte Angaben zum Mundgesundheitswissen, zu vorsorgeorientierten Einstellungen und zum Bedarf für eine Region in Deutschland zu liefern und in einen umfassenden Zusammenhang zur Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen zu stellen. Methoden: Datenbasis sind die Ergebnisse einer Querschnittstudie an der erwachsenen Bevölkerung einer Region in Vorpommern (SHIP). 4310 von 7008 zufällig ausgewählten Einwohnern der Region nahmen an den Untersuchungen teil (Responserate 68,8%). Bivariate und multivariate statistische Zusammenhänge werden untersucht. Ergebnisse: Den größten Einfluss auf die Inanspruchnahme hat das Führen eines Bonusheftes mit einem Odds Ratio (OR) von 7,96. Die bivariat auffällige Altersabhängigkeit ab ca. 65 Jahren ist im multivariaten Modell nicht signifikant. Statt dessen beeindrucken der Faktor Zahnlosigkeit (OR 3,12) und der negative Einfluss der Einschätzung der Notwendigkeit regelmäßiger Zahnarztbesuche zur Vorsorge (OR 0,12) als nicht „sehr wichtig“. Die soziale Schichtzugehörigkeit hat nur für die untere Sozialschicht einen signifikanten Zusammenhang (OR 0,49). „Objektiver“ Bedarf steht in dieser Studie in keinem Zusammenhang mit der Inanspruchnahme. Diskussion: Die Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen ist stark präventiv geprägt –finanzielle Anreize (Bonusheftsystem) haben die gewünschte Wirkung. Mundgesundheitswissen und vorsorgeorientierte Einstellungen, d.h. subjektiver Bedarf sind signifikant. Der Einfluss von „objektivem“ Bedarf ist bei präventiv orientierter Inanspruchnahme von untergeordneter Bedeutung. Dies sollte anhand einer Längsschnittstudie, wie sie mit dem 5-Jahres-Follow-up von SHIP in absehbarer Zeit vorliegen wird, überprüft werden. Schlussfolgerungen: Maßnahmen zur Verbesserung der präventiven Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen sollten finanzielle Anreizstrukturen wie das Bonusheft beibehalten und zusätzliches Augenmerk auf von Zahnlosigkeit Betroffene und Angehörige der niedrigsten sozialen Schicht richten.