Gesundheitswesen 2004; 66 - 243
DOI: 10.1055/s-2004-833981

Lebenserwartung und Gesundheitsausgaben im 21. Jahrhundert: Eine neue Berechnung unter Berücksichtigung der Sterbekosten

F Breyer 1, S Felder 1
  • 1Universität Konstanz und DIW Berlin, Universität Magdeburg

Hintergrund: Zur relativen Planungssicherheit der Bürger sind gute Prognosen zukünftiger Belastungen etwa durch die Finanzierung der GKV wichtig. Bisherige Prognosen der zukünftigen Gesundheitsausgaben leiden darunter, dass sie die hohen Kosten der Gesundheitsversorgung in den letzten Lebensjahren nicht angemessen berücksichtigen und so die Kostenentwicklung überschätzen. Ziel: Berechnung der Gesundheitsausgaben in Deutschland auf der Grundlage der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung bis 2050 unter Berücksichtigung der Kosten in den letzten Lebensjahren und des technischen Fortschritts. Ein Vergleich mit einer naiven Prognose, welche die Entwicklung der Gesundheitsausgaben durch Fortschreibung eines einfachen Altersprofils schätzt. Methoden: Mithilfe eines Schweizer Datensatzes werden nach Geschlecht differenzierte Altersprofile der Gesundheitsausgaben für Überlebende und Verstorbene geschätzt, wobei bei den letzteren zwischen Personen im letzten, zweit-, dritt- und viertletzten Lebensjahr unterschieden wird. Vom statistischen Bundesamt werden die für 2002 und die Dekaden bis 2050 verfügbare Daten der Besetzung nach Geschlecht und Alter sowie des Überlebendenstatus verwendet. Ergebnisse: Die gesamten Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in Deutschland von 2.840 Euro im Jahre 2002 erhöhen sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung bei konstanter Medizintechnik auf 3.480 Euro. Das damit verbundene jährliche Wachstum von 0,43% ist knapp halb so hoch wie das geschätzte Wachstum aufgrund des technischen Fortschritts. Bezogen auf 2050 beträgt der Fehler einer naiven Prognose der zukünftigen Gesundheitsausgaben 3,6%. Schlussfolgerungen: Der Fehler in der Prognose der zukünftigen Gesundheitsausgaben ist überraschend gering, wenn die Sterbekosten nicht berücksichtigt werden. Die Wirkung einer steigenden Lebenserwartung auf die Gesundheitsausgaben stellt Staat und Individuen gleichermaßen vor große Herausforderungen.