Das Angebot an nicht medizinisch etablierten „Heilungsmethoden“ für Patienten mit
einer unheilbaren Krebserkrankung steigt zunehmend. Ein wissenschaftlich exakt geführter
Nachweis der Effizienz solcher Methoden liegt jedoch fast nie vor. Derartige magische
Methoden können zur Vernachlässigung naturwissenschaftlich belegter Behandlungsverfahren
und damit neben einer oft erheblichen finanziellen Belastung zu einer beträchtlichen
gesundheitlichen Gefährdung von Patienten führen. Das Hauptziel dieser Studie liegt
in der Ermittlung der Wirksamkeit des Handauflegens auf das Wohlbefinden von Patienten
mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung durch einen selbsternannten „Wunderheiler“
im Vergleich zu einem Schauspieler mittels allgemein akzeptieren wissenschaftlichen
(validierte Wohlbefindlichkeitskala) Methoden. Endzielgröße war der Summenscore der
Wohlbefindlichkeitsskala zu verschiedenen Zeitpunkten nach der ‘Behandlung'.
Achtzig Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung werden in die Studie aufgenommen
und aufgrund der Stratifikationskriterien – Geschlecht, Tumorerkrankung, Krankheitsstadium
mittels eines Randomisierungsprogramms des Instituts für Medizinische Statistik einer
der beiden Behandlungsgruppen im Sinne einer einfach-blinden, prospektiv randomisierten
Phase III-Studie zugeordnet. In der Verumgruppe wird das ‘Handauflegen' von einem
selbsternannten Wunderheiler und in der Kontrollgruppe von einem Schauspieler des
Reinhard Seminars durchgeführt. Die Behandlung wird jeweils in Gruppen zu acht Patienten
vorgenommenen, die an insgesamt je drei Sitzungen innerhalb einer Woche (Mo, Mi, Fr)
teilnehmen. Nach einführenden Worten durch den „Wunderheiler“ oder den Schauspieler
wird den Patienten jeweils für 5 Minuten die Hand aufgelegt. Die Patienten bewerten
den Effekt der Intervention an Hand einer validierten Wohlbefindlichkeitsskala („Well-being
Scale“, Giasson 1994) nach jeder Sitzung sowie am Tag 10. Endzielgröße ist der Summenscore
der Wohlbefindlichkeitsskala. Zur Analyse wird ein allgemein lineares Modell verwendet.
Insgesamt wurden bisher 32 Patienten in die Studie aufgenommen und der ‘Behandlung'
unterzogen. Da sich im Verlauf der Studie scheinbar nicht der vom Wunderheiler erwartete
Effekt einstellte, wurde diese von ihm frühzeitig abgebrochen. Die Studie wird nun
als offene Phase II Untersuchung weitergeführt und alle weiteren Patienten bis zur
angestrebten Zielzahl vom Schauspieler ‘behandelt' Das Ziel der Studie liegt nun darin
zu überprüfen ob therapeutisches Handauflegen durch einen engagierten Mitmenschen
das Wohlbefinden von Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung verbessert. Die
endgültigen Resultate werden beim Kongress vorgestellt.
Die Hoffnung von Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist leider
oft Ziel kostspieliger und wissenschaftlich nicht fundierter Therapieformen. Eine
wissenschaftliche Überprüfung dieser Methoden kann sich als schwierig gestalten. Es
bleibt daher umso mehr Aufgabe des betreuenden medizinischen Personals, auf die Ängste
und Nöte dieser Menschen einzugehen, um sie und ihre Angehörigen vor zusätzlichen
Enttäuschungen in dieser schweren Lebensphase zu bewahren. In diesem Kontext werden
die endgültigen an den 80 Patienten erhobenen Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.