Vorgestellt wird ein male-to-female Transsexueller, der sich zum Zwecke der optischen
Feminisierung ca. 3 Liter flüssigen Silikons unbekannter Herkunft und Zusammensetzung
in Hüften und Gesäß injizieren ließ. Nach zunächst zufriedenstellendem Ergebnis kam
es nach wenigen Monaten zum Auftreten plattenartiger Verhärtungen und Hyperpigmentierung
der Haut und zum Auftreten schmerzhafter Knoten im Bereich der Injektionen, aber auch
injektionsfern an den Oberschenkeln. Zusätzlich entwickelte sich ein Lymphödem beider
Füße und Unterschenkel. Folge der Injektionen war histologisch eine massive granulomatöse
Reaktion des Körpers auf das nicht abbaubare Silikon mit chronischer Entzündung und
Fibrosierung. Im MRT zeigten sich multiple, diffus verteilte, fetthaltige Granulome
im Bereich von Hüften, Gesäß und Oberschenkeln sowie Lymphknotenkonglomerate inguinal
beidseits und ein Lymphödem beider Unterschenkel. Aufgrund des ausgedehnten Befundes
ohne Zeichen einer Entzündung oder Gewebedestruktion wurde in unserem Fall auf eine
radikalen Entfernung der Silikongranulome verzichtet. Der Einsatz von flüssigem Silikon
zur Korrektur und Defektauffüllung von Weichteilgewebe wird kontrovers diskutiert.
Die Befürworter bewerten flüssiges Silikon als effektives und sicheres Füllmaterial.
Nach korrekter Injektion kleiner Mengen reinen Silikons mit der sogenannten microdroplet-Technik
sollen bemerkenswerte Resultate ohne Komplikationen erreicht werden. Die Gegner lehnen
den Einsatz von flüssigem Silikon prinzipiell wegen der schwerwiegenden Komplikationen
ab. In einigen Ländern sind Injektionen von flüssigen Silikon mittlerweile verboten.
Jedoch wird auch heute noch flüssiges Silikon in großen Mengen von unprofessionellen
Personen injiziert, wie unser Fall zeigt.