1 Grundlage der Kreditvergabe von Banken an Unternehmen wird ein Rating sein. Zu rund
80 % wird damit die Bonitätseinstufung sowie die Höhe der Kreditverzinsung von zukunftsgewandten
Faktoren des Personalmanagements und nur zu rund 20 % von Finanzdaten aus der Vergangenheit
abhängen. Die Primärrisiken im Personalbereich für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit
von Unternehmen sind das Engpassrisiko (Mitarbeiter fallen aus, aufgrund fehlerhafter
Personalplanung gibt es keinen Ersatz), das Austrittsrisiko (Schlüsselpersonen verlassen
das Unternehmen), das Anpassungsrisiko (die Mitarbeiter sind unzureichend qualifiziert,
der Wandel wird verpasst) und das Motivationsrisiko (Mitarbeiter sind ausgebrannt
oder haben innerlich gekündigt).
2 Der Begriff der arbeitsbedingten Erkrankungen umfasst vielfältige arbeitsbedingte
Beeinträchtigungen der Gesundheit. Typische arbeitsbedingte Erkrankungen sind beispielsweise
die Magengeschwüre von Schichtarbeitern und die muskulären Verspannungen im Nackenbereich
bei Kassiererinnen im Supermarkt. Auch der Herzinfarkt bei leistungsintensiven oder
psychosozial belastenden Arbeiten ist den arbeitsbedingten Erkrankungen zuzurechnen.
3 Die Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen von rund 51 Prozent der Gesamtausgaben 2002
sind ein nicht von der Hand zu weisender Wettbewerbsfaktor für die Unternehmen. Das
„Abwälzen” der Kosten für die Behandlung arbeitsbedingter Erkrankungen von den Unternehmen
auf die Sozialversicherung ist jedoch nur eine scheinbare Lösung. Die Aufwendungen
für die Behandlung arbeitsbedingter Erkrankungen werden nämlich paritätisch von den
Arbeitgebern und den Arbeitnehmern durch monatliche Beitragszahlungen aus den Arbeitsentgelten
erbracht. Die deswegen notwendigen höheren Beiträge zur Krankenversicherung verteuern
den Faktor Arbeit und beeinträchtigen wiederum in Folge indirekt die Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen.
4 Dies insbesondere vor dem Hintergrund hoher Arbeitslosenquoten von Jüngeren!
5 Wesentliche Erkenntnis des GEK-Projektes „Entwicklung und Erprobung eines betrieblichen
Gesundheitsmanagements in Klein- und Mittelunternehmen - Verhütung arbeitsbedingter
Gesundheitsgefahren” war, dass in kleinen und mittleren Betrieben (so genannten KMU)
Arbeitsorganisation und -gestaltung derart unterschiedlich sind, dass eine allgemein
gültige Lösung nicht gefunden werden konnte. Jeder einzelne Betrieb benötigte vielmehr
ein individuell auf ihn zugeschnittenes Konzept zur Umsetzung der Gesundheitsförderung.
Die GEK hat deshalb ihre Projekterfahrungen in einen praxisorientierten „Gesundheits-Baukasten”
einfließen lassen. Wie bei dem aus der Kindheit bekannten Holzbaukasten kann hier
der jeweilige Betrieb einzelne, ihm passend erscheinende Bestandteile für sein Gesundheitskonzept
heraussuchen und so ein seinen speziellen Bedürfnissen entsprechendes Gesamtgebilde
zusammenfügen. Der Begriff Baukasten verdeutlicht zudem, dass hier nicht Vorgegebenes
einfach übergestülpt werden soll, sondern dass die Eigeninitiative der Betriebe gefordert
ist. Denn die einzelnen Bauteile müssen durch Hintergrundwissen gestützt und durch
eigene, individuelle Ideen und Maßnahmen ergänzt werden. Der Gesundheitsbaukasten
für KMU kann bei der GEK bezogen werden.
6 Am KMU-Projekt der GEK waren neben mehreren Betrieben gewerbliche Berufsgenossenschaften
(BG) wie die Süddeutsche Metall BG, die BG der Feinmechanik und Elektrotechnik sowie
die Edel- und Unedel-Berufsgenossenschaft, außerdem der Deutsche Zahntechniker Verband,
die Zahntechniker Innung Württemberg sowie der Zentralverband der Augenoptiker Innungen
und Verbände beteiligt. Sie arbeiteten in einem zentralen Lenkungsausschuss mit, der
die gesamte Projektarbeit begleitete, und brachten eigene Erfahrungen und Gesundheitsangebote
in das Projekt ein.
7 Bezug über das Internet möglich, z. B. bei www.g-k-v.com
8 Im Rahmen eines Projektes der Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA) wurde eine Zusammenstellung
wissenschaftlicher Bewertungen von Studienergebnissen vorgenommen. Das Ergebnis aus
25 Übersichtsartikeln, in denen mehr als 400 Studien untersucht wurden, lautet: Im
Rahmen von quasiexperimentellen Studien ergaben sich Reduktionen bei den Fehlzeiten
von 12 % bis 36 % für die Teilnehmer an den Gesundheitsförderungsprogrammen bzw. eine
Verringerung der mit Fehlzeiten verbundenen Kosten um 34 %. Die Kosten-Nutzen-Verhältnisse
(cost-benefit ratio; return of investment) liegen für die Fehlzeitenkosten bei 1 :
2,5 bzw. 1 : 4,85 und im Rahmen einer Korrelationsstudie bei 1 : 10,1. Dies bedeutet,
dass für jeden Dollar, der für ein Programm aufgewendet wurde, $ 2,5 durch reduzierte
Abwesenheitskosten gespart wurden. Der „return of investment” (ROI) liegt in Bezug
auf die Einsparung bei den Krankheitskosten zwischen 1 : 2,3 und 1 : 5,9. Beobachtete
Effekte sind u. a. weniger Arztbesuche, weniger Krankenhauseinweisungen sowie weniger
Tage im Krankenhaus usw. Die vollständigen finanziellen Auswirkungen der Gesundheitsförderungsprogramme
zeigen sich teilweise erst viele Jahre nachdem die Gesundheitsrisiken reduziert worden
sind. Mit betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention lassen sich Kosten reduzieren
und die Gesundheit der Beschäftigten verbessern.
Joachim Saam
Im Löhle 63
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