Hintergrund: Farbsinnstörungen nach SHT sind selten, aber bekannt. Eine bilaterale Schädigung
des inferioren Teiles des Okzipitallappens kann zu einem Verlust der Farbwahrnehmung
führen.
Patient: Demonstriert wird der Fall eines 38-jährigen Mannes, der als Folge eines Kopfschusses
eine Farbwahrnehmungsstörung angibt. Zum Untersuchungszeitpunkt, 16 Monate nach dem
Unfall, lag der Visus cc R/L bei 1,0. Es bestanden R/L intakte Außengrenzen im Goldmann-Perimeter
III/4. Die Untersuchung des Farbensinnes umfasste die Prüfung mit den Tafeln nach
Velhagen, den 28 Hue Test nach Roth und die Testung am Nagelschen Anomaloskop. Zusätzlich
wurden EOG, ERG und Muster VECP durchgeführt.
Ergebnis: Der Patient, dem 1 Jahr vor dem Unfall im Rahmen einer betriebsärztlichen Untersuchung
Farbtüchtigkeit bescheinigt wurde, erkannte bei den Velhagen-Tafeln nur die Tafeln
1, 8, 15, 17 und 20. Im 28 Hue Test überwiegen Rot-Grün-Verwechslungen, teils in der
Deutan-, teils in der Protanachse. Der Befund im Nagelschen Anomaloskop ähnelt einer
Deuteranopie.
Schlussfolgerung: Bei zerebraler Achromatopsie ist ein totaler Verlust der Fähigkeit, Farbtöne zu
unterscheiden eher selten. Eine Läsion des Areals V4 des visuellen Cortex führt zu
unterschiedlichen Störungsprofilen hinsichtlich Farbtonunterscheidung, Farbkonstanz
und Farbbenennung. Wir halten die an unserem Beispiel gezeigten Ausfälle mit dem Schädigungsmuster
durch Kopfschuss für vereinbar.