Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2005; 37(3): 207-218
DOI: 10.1055/s-2005-836901
© Georg Thieme Verlag

Klasse-II-Behandlung - Fragebogen und Fallbeispiele

Class II Malocclusion Treatment - Questionaire and Case ReportsF. G. Sander1
  • 1Abteilung für Kieferorthopädie, Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Ulm
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Oktober 2005 (online)

Frage 1

Beobachten sie bei ihren Klasse-II-Patienten häufiger eine maxilläre Protrusion oder eine mandibuläre Retrusion? Welche Parameter verwenden sie zur Diagnostik der Klasse-II-Fehlbisslage? Welches kephalometrische Analyseverfahren und welche Weichteilpunkte bzw. -strecken verwenden sie?

Zur Behandlung kommen sowohl Patienten, die eine maxilläre Protrusion oder eine mandibuläre Retrusion haben. Ich versuche dieses zu erkennen, indem ich die gefundenen Werte in die Hasund-Box eintrage und anschließend bewerte. Diese Analyse gibt allerdings nichts preis über die Weichteile, so dass ich an dieser Stelle noch die Analyse von A. M. Schwarz nutze. Aus dem oben Genannten geht hervor, dass ich die SII-Apparatur sowohl bei maxillärer Protrusion als auch bei mandibulärer Retrusion einsetze. Der häufige Wunsch, dass durch dieses Gerät ein zusätzliches Unterkieferwachstum erfolgt, kann mit den heutigen Daten, die alle aufgrund von Fernröntgenbildern ermittelt wurden, nicht eindeutig bestätigt werden. Es hängt natürlich von der Vergleichsgruppe ab, ob man ein zusätzliches Unterkieferwachstum entdeckt oder nicht. Bei den bisherigen Untersuchungen mit einer Vergleichsgruppe der Klasse II liegen die Vergrößerungen des Unterkiefers, das heißt also zusätzliches Wachstum, im Bereich der Nachweisgenauigkeit. Autoren, die ein vergrößertes Unterkieferwachstum feststellen, haben entweder eine andere Kontrollgruppe oder keine, oder aber sie erzeugen während ihrer Behandlung einen vergrößerten Gonionwinkel, was sich dann rein aus der Trigonometrie als eine Wachstumssteigerung des Unterkiefers deuten lässt. In diesen Fällen führt die Zeit nach der Behandlung oft dazu, dass die Autoren behaupten, durch ihre Apparatur sei ein vorgezogenes Unterkieferwachstum erfolgt, was sich später wieder der Normalbevölkerung angleicht.

In jedem Fall lässt sich jedoch eine Hemmung des Oberkieferwachstums nachweisen. Eine maxilläre Protrusion sollte daher bevorzugt nicht nur mit der SII-, sondern zusätzlich noch mit einem Headgear behandelt werden. Dieser Effekt ist überzeugend groß und selbstverständlich auch im Bereich der Kontrollgruppe (Klasse II) signifikant.

Prof. Dr. F. G. Sander

Abteilung für Kieferorthopädie · Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

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