Problem: Durch die Möglichkeit bei ungewollter Kinderlosigkeit die heterologe Insemination, die Eizellspende und Leihmutterschaft in Anspruch zu nehmen, unterliegt das bisher gültige Bild von Elternschaft einem Wandel. Die medizinischen Möglichkeiten schaffen neue Realitäten, wodurch der Begründungszusammenhang von Elternschaft neu diskutiert werden muss. Welche Einstellungen und Bewertungen Kinderwunschpaare zur Eizellspende, Leihmutterschaft und Samenspende haben und inwiefern sie sich selbst oder den Partner im Kontext der unterschiedlichen Verfahren jeweils in der Rolle des sozialen Elternteils sehen, wurde an 200 Kinderwunschpaaren untersucht.
Methoden: In einer Informationsgestützten Fragebogenstudie wurden 200 Kinderwunschpaaren des Fertility Centers Berlin im Alter zwischen 19–55 Jahren befragt.
Ergebnisse: Die Mehrheit der Kinderwunschpaare spricht sich für eine Legalisierung der Leihmutterschaft aus, wobei mit 16% nur ein geringer Teil eine uneingeschränkte Legalisierung der Leihmutterschaft befürwortet. Knapp die Hälfte plädiert für die Legalisierung der Leihmutterschaft aus medizinischen Gründen. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich für die Legalisierung der Eizellspende in Deutschland. Lediglich 35% der Kinderwunschpaare befürworten eine uneingeschränkte Legalisierung der Eizellspende, 53% sprechen sich für eine Legalisierung der Eizellspende beim Vorliegen medizinischer Gründe aus. Eine deutliche Mehrheit plädiert für den Fortbestand der Samenspende, wobei nur ein sehr geringer Prozentsatz sich für ein Verbot ausspricht. Die Frage, ob sie den Partner bei einer Samenspende als sozialen Vater des Kindes ansehen würden, bejahen über die Hälfte der befragten Frauen. Die Mehrheit der Frauen sieht sich selbst als Mutter im Falle einer Eizellspende an.
Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer breiten gesamtgesellschaftlichen Diskussion der Bedeutung von leiblicher und sozialer Elternschaft sowie die Rechte des Kindes. In den Regelungsprozess um die Zulassung dieser Verfahren sollte die Meinung von Kinderwunschpaaren im Sinne einer Betroffenenethik Gehör finden. Erfahrungen und Studienergebnisse aus den europäischen aber auch angloamerikanischen Ländern sollten ebenfalls berücksichtigt werden.