Wenngleich Partnerschaften eine allgemein positive Wirkung auf die Gesundheit haben,
sind bisher die zugrundeliegenden Wirkmechanismen in akuten Stresssituationen wenig
bekannt. Tiermodelle und erste Untersuchungen am Menschen legen nahe, dass diese Effekte
durch das Hormon Oxytocin vermittelt sein könnten. Ziel der Untersuchung war es, die
Bedeutung von Partnerschaftsqualität und partnerschaftlicher Interaktion als protektive
Faktoren für Stressreaktivität, Beziehungsstabilität -zufriedenheit zu untersuchen.
67 Frauen nahmen am standardisierten psychosozialen Belastungstest Trier Social Stress
Test (TSST) teil. Unmittelbar vor diesem Test erhielten sie von ihrem Partner a) soziale
Unterstützung, b) eine standardisierte, instruierte Schulter- Nacken-Massage oder
c) nahmen allein teil. Als mögliche Einflussgrößen wurden u.a. Persönlichkeitsvariablen,
Partnerschaftsqualität und dyadisches Coping erfragt. Die biologischen abhängigen
Parameter bildeten Oxytocin, Speichelcortisol und Herzrate. Ein Jahr später wurden
alle Frauen und ihre Partner zur Stabilität ihre Beziehung und zu ihrer Partnerschaftszufriedenheit
erneut befragt.
Der TSST bewirkte eine hochsignifikante psychoendokrine Stressantwort der Teilnehmerinnen
(p<0,01). Die standardisierte Schulter-Nacken-Massage führte zu einer signifikant
reduzierten Cortisolantwort (p=0,016) und zu einer signifikant erniedrigten Reaktion
der Herzrate auf den Stressor (p=0,019) gegenüber den Bedingungen „Soziale Unterstützung“
und „allein“, welche sich nicht unterschieden. Die psychologischen Daten sagten Partnerschaftsstabilität
und –zufriedenheit im Follow-up vorher.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass positive Interaktion mit dem Partner durch
Berührung und Nähe die psychobiologische Stressantwort vermindert und können ein entscheidendes
Bindeglied in einem psychobiologischen Krankheitsbild psychosomatischer Erkrankungen
und deren Linderung darstellen.