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DOI: 10.1055/s-2005-863471
Evaluation eines computer-adaptiven Tests zur Depressionsmessung (D-CAT)
Depressive Symptome haben eine hohe Prävalenz in verschiedenen klinischen Kontexten. Zur Messung depressiver Symptomatik wurde ein computer-adaptiver Test (CAT) auf der Basis der Item Response Theorie entwickelt. Simulationsstudien zufolge war trotz Einsatz von durchschnittlich nur 7 Items hohe Messpräzision (r=0,90) erreichbar. Die psychometrischen Eigenschaften des Verfahrens sollen prospektiv an psychosomatischen Patienten und „gesunden“ Erwachsenen geprüft werden.
Untersucht wurden 114 psychosomatische Patienten, bei denen mittels strukturiertem klinischen Interview (CIDI) eine ICD-Diagnose der Kategorien Depressive Störungen, Angststörungen, Somatoforme Störungen oder Essstörungen diagnostiziert wurde. 200 zufällig ausgewählte gesunde Probanden wurden in Telefoninterviews untersucht. Zur Validierung wurden klassische Depressionsfragebögen eingesetzt.
Die höchsten Werte im Depressions-CAT (D-CAT) zeigen Patienten mit depressiven Störungen (–0,12±0,93, theta-Mittelwert±Standardabweichung), die geringsten gesunde Erwachsene (–1,39±0,84). Der Unterschied beträgt mehr als eine Standardabweichung. Die D-CAT-Werte korrelieren hoch mit klassischen Depressionsskalen (BDI: r=0,67; CES-D: r=0,85; HADS: r=0,61). Der D-CAT zeigt eine bessere Diskriminierung in den äußeren Bereichen des Merkmalskontinuums als die klassischen Instrumente. Die hoch präzise Messung (r=0,90) erfordert für die Patienten durchschnittlich 7, für die Gesunden durchschnittlich 9 Items. Dass bei gleicher Präzision mehr Items erforderlich sind, kann daran liegen, dass die Werte der Gesunden im unteren, also „extremeren“ Merkmalsbereich angesiedelt sind.
Die Ergebnisse belegen die Gültigkeit und Anwendbarkeit des D-CAT unter realen Bedingungen. Da die CAT-Anwendung zudem bei hoher Messpräzision mit durchschnittlich weniger Items die Probandenbelastung senkt, zeigt sie eine Alternative zur herkömmlichen Messung nach der Klassischen Testtheorie auf.
Schlüsselwörter
Depression - Diagnostik - Item-Response-Theorie - Methodenentwicklung - Screening - computerisierte Messung