Scores“ sind attraktiv: es sind meist Zahlen, also sog. harte Daten. Zahlen sind ein
Zeichen von Objektivität, etwas wird gemessen. Zahlen zählen – für die Forschung,
für Qualitätserfassung, letztendlich auch für die Gesundheitspolitik und die Medien.
„Scores“ sind aber generell auch problematisch: Oft machen sie aus sog. weichen Daten
harte, subjektive Eindrücke und Beobachtungen werden kategorisiert und damit nivelliert,
die Daten werden meist von fremdbeobachtenden Professionellen und selten nur durch
die betroffenen Patienten selbst erhoben. Besondere Probleme bei Prognose-Scores im
Bereich der Palliative Care sind: Wer füllt den Score aus? Ist es der für die Behandlung
Verantwortliche selbst? Was hat dies für Implikationen unter dem Gesichtspunkt von
„self-fullfilling prophecy“? Ist es der Betroffene selbst? Wer schätzt am Besten?
Welche Variablen sind im Prognose-Score? Sind dies voneinander unabhängige Variablen?
Was tragen die Variablen zum, für die Prognose so wichtigen, „good-feeling“ bei? Wann
wird der Prognose-Score im Krankheitsverlauf erhoben, welche Konsequenzen werden gezogen?
Für welche Zielgruppe wurde der Score gemacht, bei wem wird er eingesetzt? Für welchen
Bereich der Prognose wird eine Vorhersage angestrebt: geht es „nur“ um die Vorhersage
der Überlebenszeit, oder auch um das Ausmaß der Selbstständigkeit, die Prognose der
Lebensqualität im Allgemeinen etc. (bspw. auch Schmerz-Prognose-Scores)? Was geschieht
mit dem Score: Wird er, und wenn ja, wie wird er mit dem Patienten kommuniziert? Welche
Bedeutung hat er auch in Bezug auf Kostenüberlegungen? Erfahrungen aus der Praxis
in der Anwendung des sog. Palliative-Prognose-Scores (PaP Score) werden diskutiert.
Prognose-Scores können in der Praxis unterstützende Funktion bei der Entscheidungsfindung
haben, sie haben aber auch Wirkungen und Nebenwirkungen, die oft den Stellenwert in
der klinischen Praxis sehr mindern.