Das relativ junge Fach der Palliativmedizin an der Medizinischen Fakultät der RWTH
hat mehrere Wurzeln u.a. in der internistischen Psychosomatik. Ausgehend von exemplarischen
Fällen möchte ich über den Text und den Kontext der Psychotherapie mit Sterbenden,
ihren Angehörigen und Ärzten sprechen. Der Text entsteht in den verschiedensten Situationen
z.B: am Krankenbett, z.B. in der Familie, in der Praxis, der Klinik, auf der Intensivstation,
spontan und oft ungeplant, der Kontext aber bedarf klarer Strukturen und langfristiger
Perspektiven. Eingehen würde ich auf die aus der Vergangenheit vertrauten Strukturen
der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, der Balintarbeit und der
anthropologischen Medizin. Ein weiterer Schwerpunkt des Referats ergibt sich aus den
Forderungen und Methoden der anthropologischen Medizin: Empathie, Prozess, Narrativ
und Evidenz. Ziel des Referates kann angesichts des Verlustes ärztlicher und gesamtgesellschaftlicher
Verantwortung nur die Reaktivierung oder auch Revitalisierung der anthropologischen
Grundbegriffe der Gegenseitigkeit und des Umgangs sein und eine Diskussion der Konsequenzen,
die sich aus diesen Ansätzen ergeben.