Folgt man der Definition der WHO, liegt das Hauptziel der Palliativmedizin in der
Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und ihrer Familien. Dennoch gibt es
bis heute keinen Konsens darüber, wie Lebensqualität (LQ) zu definieren und zu messen
ist. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen zur Erfassung der
LQ in der Medizin: Zum einen die sogenannte „gesundheitsbezogene“ LQ, wie sie beispielsweise
durch das Sickness-Impact-Profile (SIP) oder die Short-Form-36 (SF-36) erhoben wird,
zum anderen die individuelle LQ. Die erstgenannten Fragebögen legen großes Gewicht
auf den Funktionsstatus, es liegt ihnen ein vorgegebenes, externes Wertesystem zugrunde.
Der Schedule for the Evaluation of Individual Quality of life – Direct Weighting (SEIQoL-DW),
ein Instrument zur Erfassung der individuellen LQ erlaubt dem Befragten hingegen die
fünf Bereiche in seinem Leben zu benennen, die entscheidend sind für seine LQ, die
Zufriedenheit mit jedem einzelnen Bereich anzugeben und die Bereiche zueinander zu
gewichten. Damit ist es möglich, Veränderungen im Verlauf herauszufinden, d.h. einen
Einblick in die Krankheitsbewältigungsstrategien des Einzelnen zu erhalten. Mithilfe
dieser Informationen können mögliche Interventionen genau auf die Bedürfnisse des
Patienten angepasst werden. Bedingt durch die unterschiedlichen Fragestellungen gibt
es keinen einheitlichen Standard zur Erfassung der LQ in der Palliativmedizin. Die
Wahl des Messinstruments muss für jede Befragung neu getroffen werden: Geht es darum
die Symptomkontrolle zu optimieren, sollten krankheits- und/oder symptomspezifische
Untersuchungsmethoden angewendet werden. Steht aber das Befinden des Einzelnen im
Zentrum des Interesses oder auch psychosoziale Aspekte, sollte ein Instrument zur
Erfassung der individuellen LQ eingesetzt werden.