Einleitung: Ethische Entscheidungen spielen in der Palliativmedizin eine wichtige Rolle. Themen
wie Vorausverfügung, terminale Sedierung, Sterbehilfe sowie Therapieentscheidungen
werden kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den aktuellen Stand
und das Vorgehen in ethisch schwierigen Situationen bei Palliativpatienten zu erheben.
Methodik: Im Rahmen der Kerndokumentation 2004 sollten auf einem Bogen mit Checklisten und
Freitextfeldern ethische Fragestellungen (Aufklärung, Patientenverfügung, Therapieverzicht,
terminale Sedierung, Sterbehilfe und ethische Konflikte) patientenbezogen bei Aufnahme
und im Verlauf dokumentiert werden. Ergebnisse: Bei 1211 von 2214 dokumentierten Patientenverläufen wurden bei Aufnahme Angaben zu
ethischen Problemfeldern gemacht. 86,8% waren in vollem Umfang über die Diagnose,
jedoch nur 64,4% über die Prognose aufgeklärt. Eine Patientenverfügung war bei 16,6%
dokumentiert. Bei Therapieverzicht wurde am häufigsten Reanimation (57,1%), am seltensten
Flüssigkeitssubstitution (15,5%) genannt. Eine Sedierung wurde bei 13,1% (kontinuierlich
5,1%, intermittierend 8,0%) der Patienten dokumentiert. Die häufigsten in Freitext
genannten Gründe hierfür waren Unruhe, Angst, Schmerz, Luftnot, Hilfe beim Sterben,
Ersticken, Blutung, Leiden und Verwirrtheit. Eine ethische Beratung wurde bei 11,9%
der Patienten durchgeführt. Bei 3,1% wurde der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe dokumentiert.
Schlussfolgerung: Bei palliativmedizinischen Patienten besteht ein großer Klärungsbedarf bei ethischen
Problemen. Die kompetente ethische Beratung stellt einen wesentlichen Bereich des
palliativmedizinischen Angebotes dar, auf die in Zukunft stärker fokussiert werden
muss.