Fragestellung: Die Konfrontation mit dem Verlangen nach Euthanasie stellt für Pflegende und Ärzte
eine besondere Herausforderung dar. Trotz verbesserter palliativer Betreuungsstrukturen
wird der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe auch in Palliativeinrichtungen häufiger geäußert.
Pflegende scheinen häufiger mit Sterbehilfewünschen konfrontiert zu werden als Ärzte.
Ziel der Studie war es, durch einen speziellen Fragebogen Anlass und Häufigkeit von
Sterbehilfewünschen sowie deren Gründe auf unserer Palliativstation zu dokumentieren
und Möglichkeiten des Umgangs aufzuzeigen. Methode: Bei 10 Patienten, die während ihres Aufenthaltes auf der Palliativstation des GKH
im Jahre 2004 die Möglichkeit der Euthanasie ansprachen, wurde das Verlangen nach
Sterbehilfe durch einen speziellen Fragebogen qualitativ erfasst. Es wurde ein sozialpsychologisch
orientiertes Konfliktmodell entwickelt, mit dessen Hilfe im Einzelfall Probleme und
Konflikte im Umgang mit Sterbehilfewünschen systematisch behandelt werden konnten.
Dieses Konfliktmodell und der weitere Verlauf wird an Einzelbeispielen dargestellt.
Ergebnisse: Euthanasiewünsche werden häufiger in Anfangsstadien der Palliativbetreuung und nach
kurzem Krankheitsverlauf geäußert. Respekt, einfühlsame Kommunikation, ein an gemeinsamer
Wertanalyse orientiertes Verstehen und eine authentische, vertrauensvolle Beziehung
mit Orientierung auf die palliativen Möglichkeiten der Sterbebegleitung sind wichtige
Elemente im Umgang mit Tötungswünschen. Schlussfolgerungen: Anlass, Häufigkeit und Gründe von Sterbehilfewünschen in palliativen Einrichtungen
sowie die Formen des Umgangs mit ihnen sollten systematischer untersucht werden, um
die Möglichkeiten der Palliativmedizin als Alternative zur Euthanasie zu verdeutlichen.