Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P2
DOI: 10.1055/s-2005-866609

Tiefenhirnstimulation in der Kooperation Parkinson-Fachklinik/Universitätsklinik

F Sixel-Döring 1, D Hellwig 1, C Trenkwalder 1
  • 1Kassel

Einleitung: Unter Beachtung der Ein- und Ausschlusskriterien stellt die Tiefenhirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN) eine anerkannte Behandlungsmethode für Patienten mit medikamentös refraktären on-off Fluktuationen und Dyskinesien infolge eines fortgeschrittenen M. Parkinson dar. Der Erfolg der Methode hängt von der kritischen Indikationsstellung, der Qualität der neurochirurgischen Prozeduren sowie der postoperativen Betreuung der Patienten ab und setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen neurologischem und neurochirurgischen Zentrum voraus.

Die Paracelsus-Elena-Klinik Kassel als Fachklinik zur Behandlung von Parkinson-Syndromen und die Neurochirurgische Universitätsklinik Marburg haben im Januar 2002 eine Kooperation zur Versorgung von Parkinson-Patienten mit Tiefenhirnstimulation begonnen. Bis Ende Oktober 2004 wurden 26 Patienten mit der Methode behandelt.

Bisherige Ergebnisse: 20 Männer und 6 Frauen wurden in der Paracelsus-Elena-Klinik gemäß den Kriterien der AG Tiefenhirnstimulation im Kompetenznetz Parkinson evaluiert, in der neurochirurgischen Universitätsklinik Marburg operiert und anschließend in der Paracelsus-Elena-Klinik eingestellt. Bis Januar 2003 erfolgte die Zielpunktlokalisation durch Ventrikulographie (5 Fälle), seither durch Fusion von MRT und stereotaktischem CT. Bei allen Patienten wurden Mikroableitungen des STN durchgeführt. In 2 Fällen konnte das Verfahren nicht erfolgreich abgeschlossen werden: 1 Patient, bei dem die Zielpunktlokalisation mittels Ventrikulographie erfolgte, erlitt intraoperativ eine Stammganglienblutung links mit bleibendem neurologischen Defizit. 1 Patientin entwickelte eine Abstoßung des implantierten Materials. Die übrigen 24 Patienten zeigten neben der anhaltenden Besserung von Fluktuationen und Dyskinesien eine signifikante Verbesserung der UPDRS Teil 3 im definierten Medikamenten-Off, die sich in den Verlaufskontrollen bis zu 2 ¾ Jahre nach dem Eingriff reproduzieren lässt. In 2 Fällen mussten Wundheilungsstörungen neurochirurgisch revidiert werden, wobei bei 1 der 2 Patienten die stereotaktische Neuplatzierung einer Elektrode erforderlich wurde. Eine Verschlechterung der kognitiven Leistungen wurde bisher in 2 Fällen beobachtet, mit Nachweis einer für die sekundäre Lewy-Körperchen-Demenz typischen Liquorproteinkonstellation.

Ausblick: Eine langfristige Verlaufsbeobachtung der mit einer Tiefenhirnstimulation im STN behandelten Parkinson-Patienten ist erforderlich, um Langzeiteffekte zu erfassen. Speziell Fragen zur Lebensqualität sowie zur kognitiven und emotionalen Entwicklung sind von großem Interesse. Hier können die Fachkliniken, die eine große Zahl von Parkinson-Betroffenen oft über Jahre betreuen, wertvolle Dienste leisten. Voraussetzung ist jedoch die Einhaltung von Qualitätsstandards. Zur Qualitätssicherung wird die Entwicklung eines Akkreditierungsverfahrens für Tiefenhirnstimulations-Zentren vorgeschlagen.