Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P14
DOI: 10.1055/s-2005-866621

Funktionelle Relevanz von Ceruloplasmin-Mutationen für das idiopathische Parkinson-Syndrom

H Hochstrasser 1, J Tomiuk 1, U Walter 2, S Behnke 3, J Spiegel 3, R Krüger 1, G Becker 3, O Rieß 1, D Berg 1
  • 1Tübingen
  • 2Rostock
  • 3Homburg

Ceruloplasmin gehört zur Familie der Multikupferoxidasen und spielt als Ferroxidase eine entscheidende Rolle im Eisenstoffwechsel. Der beim idiopathischen Parkinson-Syndrom erhöhte Eisengehalt der Substantia nigra sowie die kürzliche Entdeckung von Mutationen im Ceruloplasmingen bei Parkinson-Patienten legen den Verdacht nahe, dass ein gestörter Eisenstoffwechsel dem idiopathischen Parkinson-Syndrom zugrunde liegen könnte. Zudem konnten wir Ceruloplasmin in parkinson-typischen Lewy Bodies nachweisen.

In dieser Studie wurden drei Ceruloplasmin-missense-Mutationen I63T, D544E und R793H hinsichtlich ihrer funktionellen Relevanz für die Pathogenese des idiopathischen Parkinson-Syndroms untersucht.

Zwei der drei missense-Mutationen (I63T, D544E) zeigten dabei sowohl im systemischen Eisenstoffwechsel in vivo, als auch in vitro in Zellkultur funktionelle Auswirkungen. Der einzige Parkinson-Patient, der heterozygot für die Mutation I63T ist, wies im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen im Serum eine 50%ige Reduktion der Ceruloplasmin-Konzentration und eine erheblich verminderte Ferroxidase-Aktivität auf. In Zellkulturstudien konnte zudem nachgewiesen werden, dass die mutierte CeruloplasminI63T-Isoform nur unvollständig glykosyliert wird und daher das Endoplasmatische Reticulum nicht passiert. Patienten mit dem Ceruloplasmin-Polymorphismus D544E zeigten bei Serumanalysen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen sowohl eine signifikant erniedrigte Ceruloplasmin-Konzentration als auch eine signifikant reduzierte Ferroxidaseaktivität. Darüber hinaus beeinträchtigt der Polymorphismus vermutlich den Einbau katalytischen Kupfers in neusynthetisiertes Ceruloplasmin, da hauptsächlich Apo-Ceruloplasmin in Zellkultur nachgewiesen wurde.

Unsere Studien weisen darauf hin, dass Ceruloplasmin-Mutationen eine Relevanz im systemischen Eisenmetabolismus haben können. Funktionelle Veränderungen im Zellkulturexperiment machen eine Bedeutung für die Entstehung des idiopathischen Parkinson-Syndroms wahrscheinlich.