Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V150
DOI: 10.1055/s-2005-866702

Häufigkeit und Bedeutung von Homocysteinerhöhungen bei Parkinson-Patienten

I Reuter 1, D Sandmann-Keil 1, M Oechsner 2, M Kaps 1
  • 1Giessen
  • 2Bad Nauheim

Die Behandlung mit L-Dopa und /oder ein Mangel an Vitamin B6, B12 und Folsäure werden als Ursachen einer Homocysteinerhöhung bei Parkinson-Patienten diskutiert. Erhöhte Homocysteinspiegel gelten als Risikofaktoren für artherosklerotische Gefäßveränderungen, koronare Herzerkrankung und die Entwicklung einer Demenz.

Ziel der vorliegenden Studie war es, Häufigkeit von erhöhten Homocysteinwerten und deren Bedeutung für ein erhöhtes Artheroskleroserisiko bei Parkinson-Patienten zu untersuchen.

Methodik: 50 Parkinson-Patienten (UK Brain Bank Criteria), 29 Männer, 21 Frauen (Alter: 65,6±5,72J.; Hoehn &Yahr: Stadium 2 und 3) wurden einer Ultraschalluntersuchung der extra-und intrakraniellen Gefäße, einer Kernspintomographie (MRT) des Gehirns und einer Untersuchung des Fett- und Glukosestoffwechsels, des Homocysteins, der Vitamin- und Schilddrüsenwerte unterzogen. Die Studie wurde von der lokalen Ethikkommission genehmigt.

Ergebnisse: Bei 39 (78%) Parkinson-Patienten war das Homocystein erhöht, bei 33 Patienten lag es zwischen 12 und 20 umol/l, bei 6 über 20 umol/l. 31 Patienten hatten erhöhte Cholesterin-, 23 erhöhte LDL-Cholesterin- und 5 erniedrigte HDL-Cholesterinwerte. Vitamin B6, B12 und Folsäure waren bei 20% der Patienten erniedrigt. 27 Patienten hatten einen Body mass index (BMI) über 25. In der MRT fanden sich bei 30 Patienten sowohl in der T1- als auch in der T2-Gewichtung subkortikale vaskuläre Läsionen. Artherosklerotische Veränderungen der hirnversorgenden Gefäße hatten 36 Patienten. Es bestand kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Folsäure-, Vitamin- B12- und B6-Spiegeln, Cholesterin, Glucosestoffwechsel und der Erhöhung der Homocysteinwerte. Es lag eine hoch signifikante direkte Korrelation zwischen BMI und Homocysteinspiegel (r=0.605, p<0,001), Intimadicke und Homocysteinspiegel (r=0,616; p<0,001) und vaskulären Läsionen in der MRT und Homocysteinspiegel (r=0,587; p<0,001) vor. Die Intimadicke der A. carotis korrelierte ebenfalls positiv mit dem BMI (r=0,560; p<0,001). Im Gegensatz zur L-Dopa-Dosis (r=0,39; p>0,01) fand sich keine signifikante Korrelation zwischen L-Dopa-Behandlungsdauer und Homocysteinwerten.

Diskussion: Der Prozentsatz der Patienten mit erhöhten Homocysteinwerten war bei Parkinson-Patienten mit 78% fast doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung (30–40%). Während die üblichen Gefäßrisikofaktoren nicht mit der Höhe des Homocysteins korrelierten, bestand eine signifikante positive Korrelation zwischen Homocysteinspiegeln und der verabreichten L-Dopadosis. Patienten mit erhöhtem Homocystein hatten signifikant häufiger artherosklerotische Gefäßveränderungen und vaskuläre Läsionen, was auf eine potentielle Gefäßschädigung durch erhöhte Homocysteinwerte hinweist. Die enge Korrelation zwischen BMI, Homocysteinwerten und Intimadicke d. A.carotis legt neben der allgemein empfohlenen Vitamingabe (B6, B12, Folsäure) eine Gewichtsreduktion als mögliche therapeutische Maßnahme nahe.