Einleitung
Die präzise Lokalisation und exakte Organ- bzw. Kompartimentzuordnung umschriebener
Verhaltbildungen durch moderne Schnittbildverfahren und Sonographie ermöglicht den
gezielten Einsatz dieser Verfahren zur therapeutischen Entlastung über eine perkutan
geführte Punktion bzw. Drainage. Von größter klinischer Bedeutung sind diese Verfahren
im Indikationsgebiet postoperativer und vor allem postoperativ septischer Verhaltbildungen,
da hierbei die entscheidenden Vorteile der minimalinvasiven Vorgehensweise zum Tragen
kommen. Der Indikationsbereich umfasst die primär kurativ Therapieoption wie auch
das therapeutische Splitting als Kombinationsverfahren mit operativen Revisionen.
Bildgebung/Zugangsplanung
Von großer Bedeutung sowohl hinsichtlich der Diagnostik wie auch der Durchführung
des perkutanen Drainageeingriffs ist die exakte Bildgebung mittels US, CT und Kontrastmitteldarstellung
enteraler oder biliärer Strukturen, da sich bezüglich der Erkrankungsursache, der
Zugangsplanung und der instrumentellen Technik wichtige Informationen ableiten lassen:
Auswahl der Interventionsführung (CT,US), Planung des Zugangsweges, Punktions- oder
Drainage-entlastung, Trokar- oder Seldinger-Technik, Viskositätsabschätzung, Vorliegen
von Gewebssequester, enterische oder pancreatico-biliäre Fisteln.
Die methodischen Vorteile der Bildgebung durch US oder CT sollte für die Verfahrenswahl
zur Punktion genutzt werden. Richtlinien hierzu sind die sichere Zugangsplanung, die
visuell kontrollierte Punktionsführung, die Nachbarschaft von Hohlorganen bzw. vaskuläre
und neurale Leitstrukturen und Artefaktstörung.
Punktionstechnik
Patientenvorbereitung: Überprüfung der Gerinnungsparameter, ggf. antibiotische Begleittherapie,
ausreichende lokale und systemische Analgisierung. Kriterien der Verhaltlokalisation
und Größe sind zur Planung der Punktionstechnik zu berücksichtigen: Trokar- vs. Seldinger-Technik.
Addit. Röntgendurchleuchtung bei komplexen Drainageeingriffen.
Drainagen: Single-Lumen- und Double-Lumen-Katheter in variabler Größe und Konfiguration.
Katheternachsorge
Die Katheternachsorge beginnt mit der Evakuierung der Verhaltbildung. Die Spülung
der Höhle erst nach vollständiger Evakuierung, um eine intrakavitäre Druckerhöhung
und konsekutive Gefahr der Dissemination zu vermeiden. Zu Beginn ist ein geringer
Sog vorteilhaft, durch permanente Spülung wird einer Katheterokklusion vorgebeugt.
Qualität und Quantität der Aspiration und der Spülung ergeben Hinweise auf Fistelkommunikationen.
Klinische Beispiele
Parenchymatöse Organe bei primär septischen oder postoperativen Verhaltbildungen (Leber,Milz,Pankreas).
Modifikationen der Technik bei cholangitischen Abszessen und komplexen Pankreasretentionen
(Pseudozysten, Abszesse, Nekrosen).
Abdominelle Verhaltlokalisation mit Fistel-Management, Beckenregion mit differenzierter
Zugangsplanung,
Thorak. Verhalt:mediastinal,pleural,intrapulmonal
Lernziele:
Statistische Evaluation,Literatur
An zwei prospektiv geführten Kontrollstudien mit über 300 Patienten wird eine Analyse
hinsichtlich Prognoseparametern, operativen Revisionseingriffen, methodischen Komplikationen
und Mortalitätsfaktoren dokumentiert.
Korrespondierender Autor: Berger H
Klinikum Rechts der Isar Techn. Univ. München, Interventionelle Radiologie, Ismaningerstr.
22, 81675, München
E-Mail: ir@roe.med.tum.de