Hintergrund: Auf der Suche nach einer objektiven Messmethode für den Schweregrad und den Verlauf
von Verbrühungen bzw. Verbrennungen bei Kindern wurde in einer prospektiven Studie
bei Kinder Thermographieaufnahmen der betroffenen Körperregion mit einer Infrarotkamera
angefertigt. Diese wurden bei Aufnahme in unsere Klinik sowie im frühen Verlauf aufgenommen
um die klinische Einschätzung der Verbrennungstiefe zu verifizieren.
Patienten und Methode: Es wurde bei 30 Kindern (Alter 17 Monate – Median; Range 1–126 Monate) nach Verbrennungs-
bzw. Verbrühungsunfall (Ausdehnung 11,5% der Körperoberfläche im Median, Range 5–45%)
Thermographiebilder angefertigt. Für die Auswertung der Messergebnisse wurde ein Temperaturgradient
zwischen verbrannter und gesunder Haut ΔT v-g errechnet. Die mit einer Infrarotkamera
(PM 280 Flir-Systems, Frankfurt) aufgenommenen Standbilder (5 nm Wellenlänge) wurden
anschließend am PC ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurde für die als klinisch Verbrennungsgrad II eingestuften Verletzungen positive
Temperaturgradienten (ΔT v-g: 1,6 Kelvin Median) errechnet, während ΔT v-g für Verletzungen
III Grades mit negativen Werten (-2,2 K Median) einhergingen. Der Zusammenhang zwischen
klinisch geschätztem Verbrennungsgrad und gemessenen Temperaturwerten erwies sich
als statistisch signifikant (p<0,01). Anhand der aus den thermographischen Messergebnissen
errechneten Temperaturgradienten wurde ein Temperatur-Schwellenwert ΔT krit (-0,2
K) als Entscheidungskriterium errechnet, bei dessen Unterschreitung auf ein Verbrennungsgrad
III, bei dessen Überschreitung dagegen ein Verbrennungsgrad II geschlossen werden
sollte. Eine zutreffende Prognose nach der ersten Infrarotmessung hinsichtlich Transplantation
konnte in 78% der Fälle (26 von 30: 17/18 ohne Transplantation und 3/12 mit Transplantation)
gestellt werden. Der Kinderchirurg, der die Entscheidung zur Transplantation traf,
kannte die Ergebnisse der Infrarotmessungen nicht.
Weiter zeigte sich, dass insbesondere Jungen im Alter bis zwei Jahre gefährdet sind.
Der Anteil der ausländischen Kinder war mit 53,3% sehr hoch. Die Behandlungsdauer
betrug 15,5 Tage im Median (Range 4–141 Tage)
Diskussion: Die Infrarotthermographie stellt ein zusätzliches, nicht invasives Diagnosekriterium
zur Verfügung, mit dem möglicherweise das Ausmaß der Verbrennung/Verbrühung hinsichtlich
Tiefe und Ausdehnung frühzeitig abgeschätzt werden kann und Fehlbeurteilungen reduziert
werden könnten. Der Einsatz bleibt aber zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund des hohen
technischen und personellen Aufwandes des Messverfahrens auf Verbrennungszentren begrenzt.
Wünschenswert wäre eine multizentrische Evaluierung um die bisher individuellen Kriterien
zur Transplantation zu standardisieren.