Im vergangenen Jahrzehnt zeichnete sich eine dramatische Änderung der verwendeten
Operationsverfahren in der Therapie der rhegmatogenen Ablatio retinae ab. Während
bis vor einigen Jahren die skleraeindellende Buckelchirurgie bis auf wenige Ausnahmen
als Ersteingriff in nahezu allen Fällen eingesetzt wurde, nimmt heute der Anteil der
primären Vitrektomien rapide zu. Die Vitrektomie ist in einigen deutschen Kliniken
bereits das am häufigsten eingesetzte Operationsverfahren bei Ablatio retinae. Ist
dies Fortschritt oder Fehlentwicklung?
Die Gründe für diesen Trend sind vielschichtig und nicht nur medizinisch. Einerseits
sind die Methoden der Buckelchirurgie technisch „ausgereizt“; sie sind bei schwierigen
Ausgangssituationen sehr anspruchsvoll und zudem mit signifikanten potenziellen Komplikationen
verbunden. Andererseits wird aufgrund des sich ausweitenden Indikationsspektrums die
neue Generation von Netzhautchirurgen zunehmend primär zur Vitrektomie ausgebildet
und durchläuft nicht mehr die schwierigere Lernkurve der Buckelchirurgie. Es ist ökonomischer,
Methoden zu vereinheitlichen und mit einer Technik alle Indikationen zu versorgen.
Nicht zuletzt ist die Vitrektomie zwar kostenintensiver, wird aber nach dem DRG-System
deutlich besser vergütet.
Die primäre Vitrektomie hat sich bei komplizierter Ausgangssituation unstrittig durchgesetzt,
bei einfacher Ausgangssituation hat die Buckelchirurgie aber hohe Erfolgsquoten und
muss deshalb Bestandteil des chirurgischen Armentariums bleiben.