Fragestellung: Obwohl Patiententrainings eine zentrale Komponente medizinischer Rehabilitation bilden,
werden in der Versorgungspraxis häufig wissenschaftlich ungeprüfte und unstrukturierte
Schulungen eingesetzt oder standardisierte Programme in abgewandelter und uneinheitlicher
Form angewandt. Zwecks verbesserter Qualitätssicherung (Evidenzbasierung, Standardisierung
und Manualisierung) in diesem Bereich entwickelte der Arbeitskreis ‘Gesundheitstraining'
der BfA 19 Curricula für sieben Indikationsbereiche, die den BfA-belegten Rehabilitationseinrichtungen
zur Verfügung gestellt wurden. Ziel der vorgestellten Studie war die Untersuchung,
ob und in welchem Umfang die Kliniken die neuen Programmkonzepte und Materialien in
der Alltagsroutine tatsächlich umsetzen, welche Barrieren bei der Implementierung
auftreten und welchen Unterstützungsbedarf die Kliniken dabei artikulieren.
Methode: Es wurde eine Totalerhebung aller 434 BfA-belegten Kliniken der Indikationsgebiete
Orthopädie, Kardiologie, Innere Medizin, Onkologie, Rheumatologie, Pneumologie und
Dermatologie durchgeführt (Ausschöpfungsquote >80%). Mittels modularisiertem Fragebögen
wurden dabei a) die Strukturmerkmale der Klinik sowie b) die Prozessqualität in Bezug
auf die bisherige Patiententrainingspraxis, c) hinsichtlich der Implementierung und
Bewertung der BfA-Curricula und d) des Bedarfes an Unterstützung bei der Einführung
des Programms über Gesundheitstrainer verschiedener Berufsgruppen erfasst.
Ergebnis: In zwei Drittel der befragten Einrichtungen wurde das Programm unmittelbar rezipiert
und den zuständigen Mitarbeitern weiter geleitet. In jeder zweiten Reha-Institution
wurde es darüber hinaus im Team diskutiert und die Implementierung eingeleitet. Jede
fünfte Einrichtung hatte zum Befragungszeitpunkt noch keine Implementierungsvorbereitungen
getroffen. Fast ¾ aller Einrichtungen äußerten Unterstützungsbedarf bei der Einführung
des neuen Programm. Als potentiell besonders hilfreich wurden Workshops zur Umsetzung
der Curricula, didaktische Fortbildungen und Train-the-Trainer-Seminare, Hospitationsmöglichkeiten
sowie die Bereitstellung von Patienteninformationsbroschüren und umfangreichen Materialien
angegeben.
Diskussion: Die Ergebnisse liefern konkrete Daten über die Patiententrainingspraxis in der Alltagsroutine
sowie zu der Frage, welche Aspekte bei zukünftigen umfassenderen Veränderungen in
Kliniken zu berücksichtigen sind, um die geplante Umsetzung möglichst erfolgreich
und komplikationsfrei zu gestalten. Darüber hinaus indizieren die Ergebnisse einen
großen Bedarf an Weiterbildung zur Routinisierung von Patiententrainings in Rehabilitationseinrichtungen.