Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M98
DOI: 10.1055/s-2005-919224

Verbessern Stroke-Units die Überlebenswahrscheinlichkeit von Schlaganfallpatienten?

G Heller 1, C Günster 1, B Misselwitz 1
  • 1Bonn, Eschborn

Einleitung: Seit langem wird eine medizinisch intensive Therapie von Schlaganfallpatienten in Kliniken mit Stroke-Units gefordert. Allerdings liegen aus Deutschland bisher keine bundesweiten empirischen Analysen dazu vor, ob das Outcome / die Ergebnisqualität für Schlaganfallpatienten von Kliniken mit Stroke-Units gegenüber Kliniken ohne Stroke-Units besser ist. Ziel dieser Arbeit war es daher, diesen Sachverhalt mit einer bundesweiten bevölkerungsbasierten Datenbasis risikoadjustiert zu untersuchen.

Material/Methoden: Dazu wurden bundesweite Routine-Abrechnungsdaten von AOK-Krankenhauspatienten der Jahre 1999–2003 genutzt. In die Analyse wurden vollstationäre Patienten aufgenommen, die Schlaganfall bzw. Hirnblutung als Hauptdiagnose aufwiesen. Als Endpunkt wurde das Überleben der Patienten 90 Tage sowie 1 Jahr nach Krankenhausaufnahme analysiert. Die Klassifizierung der Stroke-Units orientierte sich an den Kriterien der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe. Risikoadjustierte Analysen wurden unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, mutmaßlich vorbestehenden Nebendiagnosen, Bundesland, siedlungsstrukturellen Kreistypen wie auch von Langzeitbeatmungen mittels robuster logistischer Regression durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 521.561 Patienten analysiert. Die rohe 1-Jahres-Sterblichkeit betrug 30,2% (95%CI=30,4–30,6) für Patienten, die in Kliniken mit Stroke-Units, 32,2% (95%CI=31,9–32,5) für Patienten, die in Kliniken mit neurologischer Fachabteilung (ohne Stroke Unit) und 38,4% (95%CI=38,2–38,6) für Patienten, die in Kliniken ohne Stroke-Units oder neurologische Fachabteilung behandelt wurden. Ein ähnlich ausgeprägter Mortalitätsgradient fand sich für die rohe 90-Tage-Sterblichkeit. Ebenso zeigten risikoadjustierte Analysen verminderte Sterblichkeiten für Patienten, die in Kliniken mit Stroke-Units oder neurologischen Fachabteilungen behandelt wurden. Bezogen auf die 1-Jahres-Sterblichkeit ergab sich eine Odds Ratio von 0,80 (95%CI=0,75–0,84) für Kliniken mit einer Stroke Unit und eine Odds Ratio von 0,84 (95%CI=0,80–0,89) für Kliniken mit einer alleinigen neurologischen Fachabteilung im Vergleich zu anderen Krankenhäusern.

Diskussion/Konklusion: Mit der Einschränkung einer ggf. nicht vollständigen Risikoadjustierung sprechen die vorgelegten Ergebnisse für eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit von Schlaganfallpatienten, die in Kliniken mit Stroke-Units oder neurologischer Fachabteilung behandelt wurden.