Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V224
DOI: 10.1055/s-2005-919262

Vergleich der spektroskopischen MR Bildgebung und der MR Perfusionsbildgebung mit der histologischen Gefäßdichte und Proliferationsaktivität bei Hirntumoren

M.A Weber 1, S Zoubaa 1, E Jüttler 1, H.B Huttner 1, K Geletneky 1, M.P Lichy 1, A Kroll 1, J Debus 1, H.U Kauczor 1, M Essig 1
  • 1Heidelberg

Bei neu diagnostizierten intrakraniellen Raumforderungen sollen die spektroskopische Bildgebung, die Perfusionsbildgebung und die T1-gewichtete dynamische Magnetresonanztomographie mit der histologisch bestimmten Gefäßdichte und der Proliferationsaktivität korreliert werden.

65 konsekutive, nicht vorbehandelte Patienten wurden an einem 1,5 T Tomographen untersucht. Histologisch wurde die Gefäßdichte pro Flächeneinheit (VD/mm2) und die Proliferationsaktivität mittels Immunfärbung des MIB-1 Antigens bestimmt. Das Untersuchungsprotokoll umfasste eine spektroskopische Bildgebung (PRESS, TR=1500ms, TE=135ms) zur Bestimmung der Cholin (Cho)/ N-Acetyl-L-Aspartat (NAA) Ratio, eine Arterial Spin-Labeling Perfusionsbildgebung (Q2TIPS, TR=2500ms, TE=30,5ms, Inversionszeit TI=1200ms) zur Bestimmung des Tumorblutflusses (TBF) in den soliden, nicht nekrotischen Tumoranteilen normiert auf die graue Hirnsubstanz (GHS) und eine T1-gewichtete Kontrastmitteldynamik (FLASH 2D, TR=82,6ms, TE=3,63ms, 75 Serien) nach intravenöser Gabe von 0,2ml/kg Körpergewicht Magnevist® (Schering, Berlin) über 30s. Mit einem Zweikompartimente-Modell wurde der Parameter Amplitude (A), d.h. der Grad der Signalanreicherung, zur Beurteilung der Gefäßdichte bestimmt.

Die Histologie ergab 31 Glioblastome, 6 Metastasen, 8 ZNS-Lymphome, 8 WHO Grad 2-Astrozytome, 7 WHO Grad 3-Astrozytome, 4 Meningeome und 1 Kavernom. Glioblastome hatten die höchste Gefäßdichte aller Gliomgrade und den höchsten Tumorblutfluss (VD/mm2:72,9, MIB-1:19,4, TBF/GHS:4,1, Cho/NAA:4,2). Die Amplitude war höher als bei Lymphomen (A:1,9 vs. 1,3), die eine niedrigere Gefäßdichte und Blutfluss, aber eine höhere Proliferationsrate hatten (VD/mm2:27,2, MIB-1:57, TBF/GHS:0,8). WHO Grad 2-Astrozytome hatten entsprechend einer niedrigen Gefäßdichte und Proliferationsaktivität die niedrigsten Blutfluss- und Amplitudenwerte (VD/mm2:13,8, MIB-1:4,6, TBF/GHS:0,9, A:1,2, Cho/NAA:2,1), während diese Parameter bei WHO Grad 3-Astrozytomen zwischen denen von WHO Grad 2-Astrozytomen und Glioblastomen lagen (VD/mm2:38,2, MIB-1:14,5, TBF/GHS:1,9, A:1,4, Cho/NAA:3,2). Meningeome hatten eine hohe Gefäßdichte, aber eine niedrige Proliferationsrate; entsprechend einen hohen Tumorblutfluss und hohe Amplitudenwerte (VD/mm2:40,8, MIB-1:4,3, TBF/GHS:5,9, A:2,5).

Die Werte der MR Perfusionsbildgebung korrelieren gut mit der Gefäßdichte bei zerebralen Raumforderungen. Das Verhältnis Cho/NAA erlaubt eine Aussage über die Proliferationsaktivität von Gliomen.