Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V227
DOI: 10.1055/s-2005-919264

Deutsche Stroke Units vs. internistischer Standardtherapie

A Walter 1, G Seidel 1, A Thie 1, H Raspe 1
  • 1Für die SSSH-Studiengruppe

Einleitung: Das von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) entwickelte Konzept für Stroke Units unterscheidet sich gegenüber den bislang untersuchten Stroke Units im Ausland durch zusätzliche insbesondere intensivmedizinische Elemente. Eine Überprüfung der Effektivität des deutschen Konzeptes hat bislang nur in Ansätzen stattgefunden.

Ziel: Vergleich von in Stroke Units und internistischen Abteilungen behandelten Patienten mit ischämischem Infarkt (IS) oder transitorischer ischämischer Attacke (TIA) bezüglich Mortalität und Behinderungsgrad 1 Jahr nach Ereignis.

Methoden: Von März 2001 bis Oktober 2002 wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen einer prospektiven, nicht randomisierten, kontrollierten Kohortenstudie die Behandlungsergebnisse von 2 Kliniken mit Stroke Units (n=393) den von 4 internistischen Kliniken (n=362) gegenübergestellt. Es wurden Patienten rekrutiert, die innerhalb von 24 Stunden nach Schlaganfalleintritt stationär aufgenommen wurden. Die Erhebung des Vitalitätsstatus und Behinderungsgrades (mod. Rankin Scale [mRS]) ein Jahr nach Schlaganfall erfolgte durch persönliche Befragung im häuslichen Umfeld, bzw. durch Anfrage bei den Einwohnermeldeämtern (Vitalitätsstatus). Die Outcome-Ergebnisse wurden unter Berücksichtigung des Behandlungskonzeptes, demographischer Informationen, des klinischen Zustandes sowie der Begleiterkrankungen verglichen.

Ergebnisse: Von den insgesamt 755 Patienten lagen für 715 Patienten (94,7%) Informationen über den Vitalitätsstatus vor. Die 1-Jahres-Mortalität und der Behinderungsgrad (mRS >2) liegt in der Stroke Unit Gruppe niedriger als in der Gruppe der internistischen Kliniken (15.6% vs. 27.0%, p<0.05; 33.9% vs. 39.8%, p=0.16). Die multivariate Analyse ergab für Patienten mit IS (n=453), die in Stroke Units behandelt wurden eine signifikant niedrigere Mortalitätsrate und Behinderung verglichen mit den internistischen Kliniken (odds ratio [OR]: 0.47, 95% Konfidenzintervall [CI]: 0.27–0.83 und OR: 0.44, 95%CI: 0.22–0.87). Für die TIA-Patienten (n=262) konnte der Stroke Unit Gruppe kein signifikanter Effekt nachgewiesen werden.

Schlussfolderung: Auch die in Deutschland seit einigen Jahren etablierten Stroke Units nach DGN-Konzept erhöhen die Überlebensrate von Patienten mit ischämischen Infarkten im Vergleich zur herkömmlichen Behandlungsform in internistischen Kliniken. Weitere Studien sollten aufklären, ob auch Subgruppen von TIA-Patienten von Stroke Units profitieren können.