Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-919293
Patienten mit einem Morbus Parkinson lernen erfolgreich das implizite kontrollieren komplexer Systeme – ein Hinweis für ein intaktes kognitiv-prozedurales Lernen einer Handlungsgewohnheit bei einer Basalganglienerkrankung
Implizite Lernmechanismen können über distinkte neuronale Strukturen vermittelt werden. Im aktuellen Focus dieser Gedächtnissysteme steht die Bildung einer Gewohnheit auf dem Boden einer rein kognitiven Reiz-Reaktionsaufgabe, welche über das neostriatale System vermittelt wird. In dieser Studie prüften wir den Einfluss der Basalganglien auf weitere implizite Lernaufgaben, welche die Bildung einer Handlungsgewohnheit testen. Im Gegensatz zum inital verwendeten Test zur Untersuchung einer Gewohnheitsbildung nutzten wir implizite Lernaufgaben, bei denen ein komplexes System reguliert werden muss und welches sich von dem inital verwendeten Test durch seine Belohnungseigenschaften unterscheidet. Darüber hinaus untersuchten wir exekutive Leistungen, um nach einer eine Beziehung zwischen exekutiven Leistungen und den impliziten Lernleistungen herzustellen, da bei beiden kognitiven Funktionen der Ncl caudatus eine Schlüsselrolle zugeschrieben wird. 22 Parkinson Patienten und 22 nach Alter und Bildung gematchte Probanden absolvierten zwei implizite Lernaufgaben, bei der die Kontrolle über zwei komplexe Systeme implizit erlernt wird. Zudem absolvierten beide Gruppen eine für exekutive Leistungen sensitive Testbatterie. Trotz einer eingeschränkten exekutiven Leistung konnten die Patienten erfolgreich das Kontrollieren eines komplexen Systems implizit erlernen. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungsergebnissen zeigen diese Ergebnisse, dass die Bildung einer Handlungsgewohnheit nicht ausschließlich über die Basalganglien vermittelt werden und von einem dysexekutiven Syndrom unberührt bleiben. Offensichtlich kommt dem dopaminerg gesteuerten Belohnungssystem bei der Bildung einer Handlungsgewohnheit keine so bedeutende Schlüsselrolle zu, wie es zuvor vermutet wurde. Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass in Abwesenheit dieser Belohnungskomponente ein implizites Erlernen einer Handlungsgewohnheit auch bei Patienten mit einer Basalganglienerkrankung möglich ist.