Fragestellung: Durch die elektronystagmographische Untersuchung (ENG) ist es möglich, subklinisch
vorhandene pathologische Veränderungen der Okulomotorik aufzuzeigen. Die vorliegende
Studie untersucht, inwieweit das ENG zu der frühen differentialdiagnostischen Einteilung
der Parkinson-Syndrome beitragen kann.
Methoden: Es wurden die Augenbewegungen von Patienten mit Progressiver Supranukleärer Paralyse
(PSP), Multisystematrophie (MSA) und idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) mit einer
gesunden Kontrollgruppe verglichen. Spontannystagmus, Fixationsnystagmus, Blickfolgebewegung
und Blicksakkaden wurde sowohl klinisch als auch mittels videometrischem ENG untersucht.
Ergebnisse: Die deutlichsten pathologischen Veränderungen im Sinne einer vertikalen Blickparese
wurden erwartungsgemäß in der Gruppe der PSP-Patienten gefunden; in einem fortgeschrittenen
Stadium sind sie bereits in der klinischen Untersuchung nachzuweisen, jedoch konnte
mittels ENG bereits subklinisch eine Verlangsamung der Augenbewegung aufgezeigt werden,
die als erstes Zeichen einer Blickparese gewertet werden muss. In den Patientengruppen
mit IPS und MSA konnten im ENG subtile Veränderungen in der Blickfolgebewegung gesehen
werden.
Schlussfolgerungen: Mithilfe des ENG können bei PSP Patienten bereits in einem subklinischen Stadium
erste für die PSP spezifische Anzeichen einer Blickparese aufgezeigt werden, wodurch
eine frühe differentialdiagnostische Abgrenzung dieser Erkrankung erleichtert wird.
Da sowohl beim IPS als auch bei der MSA subtile Veränderungen in der Blickfolgebewegung
mittels ENG zu erfassen sind, kann daraus keine weitere Differenzierung zwischen diesen
Krankheitsbildern abgeleitet werden.