Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P276
DOI: 10.1055/s-2005-919310

Liquorauffälligkeiten bei progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) und Multisystematrophie (MSA): erhöhtes Protein Tau bei MSA

S.D Süssmuth 1, J Brettschneider 1, B Landwehrmeyer 1, A.C Ludolph 1, H Tumani 1
  • 1Ulm

Einleitung: Ziel der Untersuchung war es, pathologische Auffälligkeiten hinsichtlich Liquor-Routineparameter und Protein Tau Konzentration bei zwei Parkinson-Plus-Syndromen mit Befunden beim idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) zu vergleichen und zu bewerten.

Patienten/Methoden: Wir untersuchten Liquor von 46 Patienten (PSP, n=15, Alter: 68,9J.; MSA, n=11, Alter: 61,1J.; IPS, n=20, Alter 63,0J.) im Rahmen diagnostischer Lumbalpunktionen an der Universität Ulm. Bestimmt wurden die Leukozytenzahl, Laktat, Gesamtprotein, Albumin- und Immunglobulinkonzentrationen sowie oligoklonale Banden mittels isoelektrischer Fokussierung und die Tau-Konzentration mittels ELISA.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Taukonzentration im Liquor ergab bei MSA-Patienten 263,4 ng/l und entsprach damit einer Erhöhung auf das 1,4fache des oberen Referenzwertes. Damit lag Tau signifikant höher als bei Patienten mit PSP (221,9 ng/l), die in 12/15 Fällen normale Tau Konzentrationen zeigten. Ein erhöhter Liquor:Serum-Albuminquotient (Q-Alb) war bei 6 PSP Patienten auffällig, sowie bei 4 MSA Patienten und bei 5 IPS Patienten. Es handelte sich bis auf 2 Ausnahmen (eine in der MSA- und eine in der PSP-Gruppe) lediglich um leichte Veränderungen (bis zu 12,4×10E-3). Die Gesamtproteinkonzentration unterschied sich zwischen allen 3 Patientengruppen nicht, Zellzahl, Laktat und isolierte oligiklonale Banden kamen ebensowenig bei keinem der Patienten vor.

Zusammenfassung: (1) Liquor-Tau gibt bei MSA einen Hinweis auf die neuronale Schädigung. Interessanterweise zeigen sich in dieser Untersuchung bei MSA signifikant höhere Werte als bei der als Tauopathie bekannten PSP, was mit der liquornahen Lokalisation der erkrankten Gehirnareale zusammenhängen könnte. (2) Eine leichte Blut-Liquor-Schrankenfunktionsstörung ist bei MSA und PSP als auch beim idiopatischen M. Parkinson ein häufiger und unspezifischer Befund.