Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P278
DOI: 10.1055/s-2005-919312

Rotigotin erweist sich als neuroprotektiv im MPTP-Maus-Modell der Parkinson'schen Krankheit

D Scheller 1, C.C Stichel 1, M Hill 1, E Bezard 1
  • 1Monheim, Leverkusen; Manchester, UK

Fragestellung: Rotigotin ist ein neuer, non-ergolinischer Dopaminagonist, der zur Behandlung der Parkinson'schen Krankheit entwickelt wird. Klinisch wird die Substanz transdermal über ein Pflaster verabreicht. Experimentell wird eine ölige Suspension verwendet, die Rotigotin langsam freisetzt und konstante Plasmaspiegel erzeugt. Ziel dieser Untersuchung war es, das neuroprotektive Potenzial von Rotigotin unter Verwendung dieser Formulierung zu untersuchen.

Methoden: Mäuse wurden mit MPTP-behandelt (80mg/kg i.p. in Portionen von 20mg/kg alle zwei Stunden) und zwei unterschiedlichen Behandlungsschemata in Dosierungen von 0,3, 1 und 3mg/kg Rotigotin zugeordnet. In der ersten Behandlungsgruppe wurden die Mäuse mit der öligen Suspension vorbehandelt. Die langsame Freisetzungskinetik gewährleistete, dass ein stabiler Plasmaspiegel von Rotigotin nach der Applikation von MPTP erreicht wurde. Degenerierende Neurone des Mesencephalons wurden ca. 24h nach Gabe von MPTP mittels FluorJade- oder Tyrosin-Hydroxylase-Färbung quantifiziert. In der zweiten Behandlungsgruppe wurden die Mäuse erst kurz vor der MPTP-Gabe und dann über sieben weitere Tage mit Rotigotin behandelt. Konstante Spiegel von Rotigotin wurden über den Untersuchungszeitraum mit einer zeitlichen Verzögerung gegenüber der Gabe von MPTP erreicht. Die Dichte der striatalen Synapsen wurde mittels Dichtebestimmung des Dopamintransporters ermittelt.

Ergebnisse: Unter akuter Behandlung reduzierte Rotigotin die Anzahl der FluorJade-färbbaren Neurone signifikant in einer Dosierung von 3mg/kg. Die Anzahl der Tyrosin-Hydroxylase gefärbten Zellen war jedoch unverändert.

Unter subchronischer Gabe von Rotigotin wurde eine dosisabhängige höhere Dichte der Dopamin-Transporter im Striatum beobachtet. Selbst die geringste Dosierung von 0,3mg/kg zeigte eine signifikante Protektion.

Schlussfolgerungen: Die akute Gabe von Rotigotin verhindert die Degeneration der Neuronen im MPTP-Maus-Modell der Parkinson'schen Krankheit. Unter chronischer Gabe bleibt eine höhere Dichte der Nervenendigungen erhalten, die auf eine geringere oder langsamere Degeneration der Neurone in der Substantia nigra hinweist. Die Wirksamkeit der niedrigsten Dosierung könnte darauf zurückgeführt werden, dass über die kontinuierliche Freisetzung eine bessere Protektion bewirkt wird.