Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P287
DOI: 10.1055/s-2005-919321

Differentielle Veränderungen von Sakkaden und Lidbewegungen bei Personen mit Mutationen im Parkin Gen (PARK2)

H Rambold 1, A Schwekendiek 1, P Pramstaller 1, K Hedrich 1, C Klein 1, C Helmchen 1
  • 1Lübeck; Bozen, I

Hintergrund: Patienten mit idiopathischer Parkinson-Erkrankung zeichnen sich u.a. durch folgende okulographischen Parameter aus: (i) normale Sakkadengeschwindigkeiten, (ii) Hypometrie und (iii) verzögerte Latenzen der Sakkaden und (iv) eine Blinkreflex-Hyperexzitabilität.

Mutationen im Parkin Gen (PARK2) gehören zu den häufigsten Ursachen einer rezessiv vererbten Parkinson-Erkrankung mit frühem Beginn. Ziel dieser Studie war die Identifizierung von präsymptomatischen infratentoriellen okulographischen Defiziten bzw. Kompensations-Mechanismen bei symptomatischen und asymptomatischen Mutationsträgern.

Fragestellung: 1) Welche okulographischen Läsionsmuster zeigen Personen mit Mutationen im Parkin-Gen (PARK2)?

2) Wie unterscheiden sich a) symptomatische Mutationsträger, b) asymptomatische Mutationsträger, c) Patienten mit idiopathischem M.Parkinson, und d) gesunde Personen in Bezug auf die o.g. vier Variablen und deren Interaktion?

Methodik: Mit der skleralen Magnetspule (Remmel Labs, USA) wurden Lidbewegungen und Sakkaden (zentrifugal und –petal, 100 and 200) (i) mit und (ii) ohne reflektorische Lidschluss(„Blink“)bewegungen (Lid-Sakkaden-Interaktion) untersucht. Der Blinkreflex wurde mit einem kurzen (40 ms) Luftstoss lateral der Cornea ausgelöst. Alle Probanden wurden auf Parkin-Mutationen untersucht.

Ergebnisse: Fünfundfünfzig Personen wurden in vier altersgleiche Gruppen unterteilt: 22 Patienten mit Parkinson-Syndrom, davon neun mit mindestens einer Mutation im Parkin-Gen (Gruppe #1) und 13 ohne Parkin-Mutation (#2) sowie 12 asymptomatische Mutationsträger (#3) und 21 gesunde Kontrollpersonen (#4).

Eine sakkadische Hypometrie fand sich nur bei den symptomatischen Parkinson-Patienten, unabhängig vom Mutationsstatus. Der Blinkreflex zeigte dagegen bei den Parkin-Mutationsträgern eine erhöhte relative Blinkamplitude, unabhängig vom klinischen Status (UPDRS). Die Blink-Sakkaden-Interaktion, die sakkadische „main-sequence“ und Latenz waren bei allen vier Gruppen normal.

Schlussfolgerung: 1) Symptomatische Parkin-Mutationsträgern zeigen wie idiopathische Parkinson-Patienten eine sakkadische Hypometrie bei normalen Geschwindigkeiten und normaler Blink-Sakkaden-Interaktion, so dass bei beiden Erkrankungen die Projektionen, nicht aber die prämotorischen Burst-Neurone selber von der Erkrankung betroffen zu sein scheinen.

2) Die erhöhten relativen Blinkreflex-Amplituden könnten als präsymptomatischer Marker von Parkin Mutationsträgern gewertet werden.