Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P299
DOI: 10.1055/s-2005-919333

Topiramat als first-line add-on Therapie bei Patienten mit fokalen und primär generalisierten Epilepsien

G Schumann 1, A Schreiner 1
  • 1Bochum, Neuss

Fragestellung: In dieser prospektiven multizentrischen naturalistischen Untersuchung sollte die Wirksamkeit und Verträglichkeit flexibler Dosierungen von Topiramat (Topamax®; TPM) als first-line add-on Therapie bei Patienten mit fokalen und primär generalisierten Epilepsien unter den Bedingungen der täglichen Praxis untersucht werden.

Methoden: Patienten ab 12 Jahren mit einer gesicherten Epilepsiediagnose, die erfolglos mit einem Antiepileptikum vorbehandelt waren und bei denen durch den behandelnden Arzt die Entscheidung für eine erstmalige Einstellung auf Topiramat getroffen war, wurden bei Behandlungsbeginn (Baseline) und nach 6, 16 und 30 Wochen dokumentiert.

Ergebnisse: 239 Patienten (58% weiblich, Durchschnittsalter 42 Jahre, Range 12–89 Jahre) wurden über durchschnittlich 30,8 Wochen nachverfolgt. 54% hatten eine fokale, 36% eine primär generalisierte Epilepsie. Gründe für eine Einstellung auf TPM waren mangelnde Wirksamkeit (85%) und/oder mangelnde Verträglichkeit (23%) des vorherigen Antiepileptikums, hauptsächlich Carbamazepin (55%) oder Valproinsäure (40%), oder das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Anfallsarten (12%). Die mittlere TPM-Dosierung bei Beobachtungsende betrug 118±60mg/Tag, die mediane Dosierung 98mg/Tag. 21% aller Patienten erhielten TPM in einer Dosierung von bis zu 75mg/Tag, weitere 32% bis zu 100mg/Tag. Bei 35% aller Patienten konnte das vorherige Antiepileptikum ausgeschlichen und eine Monotherapie mit Topiramat etabliert werden. 50% der Patienten blieben über den gesamten Untersuchungszeitraum anfallsfrei, 89% hatten eine Anfallsreduktion von mindestens 50% mit einer Verbesserung der Anfallssituation für alle Anfallsarten. 88,7% aller Patienten setzten die Behandlung mit TPM über den Beobachtungszeitraum hinaus fort. 3,3% aller Patienten beendeten die Untersuchung vorzeitig aufgrund eines UEs. Es gab keine unerwünschten Ereignisse (UEs) >5%. Die häufigsten berichteten UEs waren Schwindel (4,2%), Gewichtsabnahme (2,5%) und Übelkeit (2,1%). Die einzigen kognitiven Nebenwirkungen waren Gedächtnisschwierigkeiten bei 1,3% and Sprachprobleme bei 0,4% der Patienten.

Schlussfolgerung: Topiramat als first-line add-on Therapie ging mit einer substanziellen Anfallsreduktion und einer hohen Anfallsfreiheitsrate einher. Die verwendeten Dosierungen, vergleichbar denen der für die TPM-Monotherapie empfohlenen, waren gut verträglich mit einer niedrigen Inzidenz insbesondere ZNS-assoziierter einschließlich kognitiver Nebenwirkungen.