Die tiefe Hirnstimulation (deep brain stimulation; DBS) im Nucleus subthalamicus (STN)
ist eine etablierte Therapien bei fortgeschrittenem idiopathischen M. Parkinson. Ziel
dieser Studie war es zu klären inwieweit die Elektroden bzw. Elektrodenkabel Latenzen
und Rekrutierungsverhalten der motorisch evozierten Potentiale (MEP) nach transkranieller
Magnetstimulation (TMS) verändern. Dies ist für die Interpretation von MEP Daten nach
STN Elektrodenimplantation von Bedeutung.
Methoden: Es wurden acht Parkinson-Patienten (Alter Mittelwert 58 Jahre) prä- und postoperativ
mit ausgeschaltetem Stimulator jeweils ohne dopaminerge Medikation untersucht. Alle
Untersuchungen wurden vor und wenige Tage nach der Implantation von bilateralen STN-DBS
Systemen durchführt. Klinisch wurden der URPDS und elektrophysiologisch die Ruheschwelle,(RMT),
die Latenzen der MEP und die Rekrutierung der MEP bei Stimulationsintensitäten von
110% –150% der RMT untersucht.
Ergebnisse: Der URPDS, die Ruheschwellen und MEP-Rekrutierungskurven waren vor und nach Operation
vergleichbar. Hingegen waren die MEP Latenzen postoperativ signifikant verkürzt (ANOVA
p=0.04). Post hoc Tests (Scheffe) ergaben, dass die Latenzen bei Intensitäten von
110, 120, 130, 150% RMT postoperativ signifikant kürzer waren (um durchschnittlich
1.1 ms). Es zeigte sich ein Trend zu einem größeren Unterschied des Latenzsprungs
bei niedrigeren Intensitäten
Zusammenfassung: Die Latenzverkürzung nach Anlage der STN Elektroden ist am ehesten durch die Induktion
eines sehr geringen Stromflusses in den subkutan am Schädel unter der TMS Spule liegenden
Elektrodenkabeln und somit STN Elektroden zu erklären. Die Tatsache, dass die MEP
Rekrutierung unbeeinflusst blieb, macht es wahrscheinlich, dass der in dieser Studie
gefundene Latenzsprung durch eine direkte Stimulation des kortikospinalen Traktes
zustande kommt und zwar im Sinne einer geringen Aktivierung von Fasern der Pyramidenbahn,
die zu einer unterschwelligen Depolarisation der spinalen Motoneurone führt. Diese
ist dann verantwortlich für eine schnellere Überleitung des eigentlichen TMS-Impulses.
Derartige subkortikalen Einflusse gilt es bei der Interpretation von TMS Daten dieses
Patientenkollektivs zu bedenken.