Einleitung: Der Wissensstand zum physiologischen Tremor nimmt kontinuierlich zu. Allerdings
gibt es nur wenige Untersuchungen zum Beitrag von Puls und Herzschlag zu dieser Bewegungsunruhe
der Extremitäten. Die meisten bisher durchgeführten Untersuchungen basieren auf elektrophysiologische
Methoden. Beschleunigungsmessungen werden bereits zur Erfassung von Amplitude und
Frequenz bei Tremor in der klinischen Routine eingesetzt. Für die Frage der Differentialdiagnose
und Früherkennung ist der Entwicklungsstand dieser Technik allerdings nicht ausreichend.
Die Erkennung pathologischer Tremorformen in frühen Stadien setzt ein detailliertes
Wissen darüber voraus, was normal ist.
Methoden: Wir untersuchten den physiologischen Tremor beider Hände bei 40 gesunden Kontrollpersonen
mit zweidimensionalen Beschleunigungsaufnehmern auf dem Handrücken unter Ruhe- und
Haltungs-Bedingungen. Die Probanden saßen entspannt auf einem Stuhl, wobei die Unterarme
auf den Armlehnen auflagen. Parallel zur Beschleunigungsmessung wurde das EKG mit
aufgezeichnet. Für die Auswertung setzten wir eine neue Averaging-Technik ein. Dabei
wurde die R-Zacke im EKG als Triggerzeitpunkt benutzt und die Beschleunigungssignale
sowohl nach vorne als auch nach hinten geaveraget.
Ergebnisse: Bei den meisten Probanden zeigte das Accelerometrie-Signal nach der R-Zacke eine
Schwingung mit einer Frequenz von 8 bis 10Hz. Die Amplitude reduzierte sich danach
über eine halbe bis eine Sekunde. In einzelnen Fällen war die periodische Aktivität
noch bis zum darauffolgenden Herzschlag sichtbar. Dabei waren die Amplituden des vorwärts-geaveragten
Zeitintervalls ein Vielfaches der Amplituden aus dem rückwärts-geaveragten Signal.
Dieses Verhältnis der Amplituden fand sich sowohl in Ruhe- als auch in Haltebedingungen.
Die geaveragete Ortskurve zeigte in vielen Fällen zusätzlich eine langsame Auslenkung,
die möglicherweise Folge des einschießenden Pulses ist.
Diskussion: Im Gegensatz zu bisher publizierten EMG-Untersuchungen fanden wir einen großen Beitrag
von Herzschlag und Puls zum physiologischen Tremor auch unter Haltungsbedingungen.
Dieser Unterschied lässt sich methodisch erklären: Die mechanisch produzierte Komponente
hat kein elektromyographisches Korrelat. Die gefundene Komponente kann nach Weiterentwicklung
der Methode vom Roh-Signal abgezogen werden, was zu einer deutlichen Verbesserung
der Trennschärfe für die Frühdiagnostik führt.