Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P344
DOI: 10.1055/s-2005-919378

Pharmakokinetische Charakterisierung verschiedener Präparate von Botulinumtoxin Typ A

K Wohlfarth 1, F Wegner 1, I Schwandt 1, A Wagner 1, U Bogdahn 1, W Schulte-Mattler 1
  • 1Leipzig, Regensburg

Einleitung: Die beiden klinisch eingesetzten Botulinumtoxin Typ A – Präparate (Dysport, Botox) unterscheiden sich in ihrer Potenz und Effektivität (biologische Aktivität). Diese differierende Bioverfügbarkeit ist auf Unterschiede in der Galenik/Zubereitung zurückzuführen. Die resultierende schlechte Vergleichbarkeit führt in der klinischen Praxis zu erheblichen Problemen.

Methodik: Aus diesem Grund haben wir die Pharmakokinetik (Dosis-Wirkungs-Beziehung) verschiedener Dosierungen (1,25; 2,5; 5,0; 7,5; 10 und 20 MU) und Konzentrationen (50 und 100 MU/ml) der beiden Produkte in einer kontrollierten, doppelblinden, randomisierten Studie an 79 gesunden Probanden untersucht. Dazu verwendeten wir ein in vivo-Testsystem (modifiziertes M.extensor digitorum brevis-Modell – EDB-Modell). Bei diesem Test wurden die motorischen Antwortpotentiale (CMAP) des EDB und zur Untersuchung von Diffusionseffekten die CMAP der Mm. abductor hallucis und abductor digiti minimi vor, 2 Wochen sowie 12 Wochen nach Injektion der entsprechenden Formulierung gemessen.

Ergebnisse: Beide Produkte führten zu einer signifikanten dosisabhängigen Amplitudenreduktion des EDB 2 und 12 Wochen nach Injektion. Der Vergleich der Dosis-Wirkungs-Kurven zeigte, dass bei einer Verdopplung der Dosen des Präparates Dysport die gleiche Effektivität wie die einfachen Dosen des Präparates Botox erreicht wird. Hohe und niedrige Konzentrationen führten zu statistisch differierenden Effekten. Beide Produkte führten 2 Wochen nach der Injektion zu messbaren Effekten in den benachbarten Muskeln, 12 Wochen nach der Injektion waren diese nicht mehr nachweisbar. Während der Studiendauer wurden keine unerwünschten Wirkungen registriert.

Konklusion: Die Dosis-Wirkungs-Kurven der beiden untersuchten Produkte ergaben eine Dosisequivalenz von 2 MU Dysport ensprechend 1 MU Botox. Im EDB-Test war für beide Präparate in benachbarten Muskeln ein Effekt sicher messbar, was auf eine Diffusion über den Zielmuskel hinaus hinweist.