Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P352
DOI: 10.1055/s-2005-919386

Kombinierte kernspintomographische Hirn- und Rückenmarksuntersuchung bei Patienten mit Verdacht auf Multiple Sklerose

C Jacobi 1, S Hähnel 1, S Rieger 1, F Martinez-Torres 1, E Jüttler 1, B Storch-Hagenlocher 1, U Meyding-Lamadé 1, B Wildemann 1
  • 1Heidelberg

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Diagnose basiert auf klinischen Klassifikationskriterien, in die die Kernspintomographie des ZNS, eingeht. Es bestehen viele Erfahrungen bezüglich der kranialen Bildgebung bei der MS. Die Häufigkeit kernspintomographisch erfassbarer spinaler Alterationen bei Patienten mit vermuteter MS ist bisher nicht systematisch untersucht.

In der vorliegenden Studie wurde bei 29 unbehandelten Patienten (24 weibliche und 5 männliche), bei denen der Verdacht auf eine MS bestand, eine kombinierte kraniale und zervikothorakale MR-Tomographie durchgeführt. Alle Patienten hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung akute neurologische Symptome (z.B. Optikusneuritis, sensible und/oder motorische Defizite etc.). 19 Patienten waren an einem klinisch isolierten Syndrom erkrankt, in 10 Fällen wurden anamnestisch frühere Schübe berichtet. Bei 27 Patienten wurden zusätzlich die Routinelaborparameter im Liquor analysiert (Zellzahl, Albumin, IgG, IgA, IgM, oligoklonale Banden). Der mittlere EDSS der Patienten betrug 2,0 (von 1 bis 4). Oligoklonale Banden im Liquor waren bei 26 von 27 Patienten nachweisbar.

Das kraniale MRT war bei allen Patienten pathologisch und Gadolinium aufnehmende Herde im Gehirn wurden bei 7 von 29 Patienten gefunden (24%). Bei 18 von 29 Patienten liessen sich spinale Herde im zervikalen Myelon (62%) aufzeigen – bei 8 Patienten (44%) auch Herde mit Gadoliniumaufnahme. Bei 11 von 29 Patienten konnten thorakale Herde (38%) gefunden werden – in 4 Fällen mit Gadoliniumaufnahme. Insgesamt waren spinale Herde (zervikal und thorakal) bei 20 von 29 Patienten (69%) vorhanden. Gadolinium aufnehmende Läsionen kranial und/oder spinal waren bei 10 der 29 Patienten (34%) nachweisbar. Insgesamt sind spinale Läsionen bei Patienten mit der Verdachtsdiagnose MS häufig nachweisbar und durch Kombination von kranialer, und zervikothorakaler Kernspintomographie vor Glukokortikoidtherapie lassen sich bei mehr Patienten aktive Herde aufzeigen.