Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P359
DOI: 10.1055/s-2005-919393

Therapieverläufe von MS-Patienten: Langzeitdaten aus einer Neurologischen Schwerpunktpraxis

G Reifschneider 1, D Friedrich 1
  • 1Erbach

Fragestellung: Das Ziel dieser Erhebung war die Erfassung und Auswertung von Daten bezüglich des Krankheitsverlaufes und des Therapieregimes bei MS-Patienten in einer Neurologischen Praxis.

Methoden: MS-Patienten dokumentierten retrospektiv mit einem Fragebogen ihren Krankheitsverlauf und das Therapieregime über einen Zeitraum von 5 Jahren. In diesem wurden die Basisdaten inkl. Zeitpunkt der Erstdiagnose und des initialen Therapiestarts erfasst. Des weiteren wurde die jeweilige Medikation, die Verweildauer der Patienten in den Therapien und die Anzahl der Therapiewechsel abgefragt. Weitere Aspekte waren Initial- od. Folgetherapie.

Ergebnis: 100 Fragebögen wurden retrospektiv ausgewertet. Die Geschlechterverteilung war 64/36 (w/m). Das Durchschnittsalter belief sich auf 45J., das durchschnittliche Alter bei Erstellung der Diagnose war 35,5J. Die Zeit zwischen Diagnosestellung und initialer Therapie betrug ca. 8J. Dieser Wert wird dadurch relativiert, dass einige Patienten schon seit vielen Jahren diagnostiziert waren, als noch keine Standardtherapien zu Verfügung standen. 47 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Erhebung eine schubförmige MS (RRMS), 24 Patienten befanden sich in der sekundär progredienten Form (SPMS), 9 hatten einen primär progredienten Verlauf (PPMS), 20 machten keine Angaben hierzu.

Die Verteilung der aktuellen Therapien war folgendermaßen: 10 Rebif®22-, 29 Rebif®44-, 10 Betaferon®-, 21 Avonex™-, 9 Copaxone®-, 6 Imurek®-, 14 Mitoxantron-Pat. u. 1 Endoxan®-Behandlung. Die durchschnittliche Behandlungsdauer bei den Basistherapien war bei Rebif® 22: 26, 7 Mo., bei Rebif®44: 39 Mo., bei Betaferon®: 26,1 Mo., Avonex™: 38,9 Mo., Copaxone® 27,1 und Imurek® 42,8 Mo. Initial wurde eher Avonex™ u. Betaferon®, als Folgetherapie Rebif® 22/44 u. Copaxone®, eingesetzt. Deshalb war die Anzahl der Therapiewechel/Patient im Mittel bei Avonex™ (0,29) und Betaferon® (0,4) in Relation niedriger als bei Copaxone® (1,7), Rebif®22 (0,7) und Rebif®44 (1,6). Dieser Aspekt hat auch etwas mit dem Zeitpunkt der jeweiligen Zulassung zu tun.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse geben interessante Einblicke in Krankheitsverläufe und deren Therapieregime bei MS-Patienten in einer Neurologischen Schwerpunktpraxis und dokumentieren den Einfluss einer guten Therapieführung auf diesen Aspekt. Außerdem zeigen die Langzeitdaten die Veränderungen durch die neuen Therapiemöglichkeiten in Kombination mit den neuen Diagnosekriterien auf einen früheren Therapiestart nach Diagnosestellung.