Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P364
DOI: 10.1055/s-2005-919398

Fatigue bei Multipler Sklerose – Erfassung klinischer, neuropsychologischer und immunologischer Parameter unter immunmodulatorischer Therapie mit Glatiramerazetat

O Neuhaus 1, H.P Hartung 1
  • 1Düsseldorf

Fatigue bei Multipler Sklerose (MS) ist ein nicht zu beherrschendes Gefühl der Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Ermüdung und Antriebsschwäche, das unabhängig von körperlicher Belastung auftritt. Viele Patienten sind durch das Fatigue-Syndrom im Arbeitsalltag und sozialen Leben stark beeinträchtigt.

Die Pathomechanismen, die der vermehrten Ermüdbarkeit zugrunde liegen, sind bisher nur unzureichend geklärt. Diskutiert werden ein Zusammenhang mit dem bei MS beobachteten axonalen Schaden sowie funktionelle Schädigungen durch Entzündungsmediatoren.

In einer kanadischen Studie (Metz LM et al., 2004) wurden die Effekte einer 6-monatigen Gabe von Glatiramerazetat (GA) und den drei Interferon-beta-Präparaten auf die Fatigue-Selbstbeurteilungsskala Fatigue Impact Scale (FIS) untersucht. GA zeigte dabei eine signifikant bessere Wirkung als Interferon-beta. Der hypothetische Wirkmechanismus von GA beruht hauptsächlich auf der Reaktivierung antiinflammatorischer T-Zellen durch Myelinantigene im zentralen Nervensystem.

In unserer multizentrischen Studie untersuchen wir die Korrelation klinischer, neuropsychologischer und immunologischer Parameter von Patienten mit schubförmiger MS und Fatigue, die für 12 Monate mit GA behandelt werden. Dabei sollen drei Fragen beantwortet werden:

(1) Besteht vor Therapiebeginn eine Korrelation zwischen peripheren Zytokinmustern und der Manifestation und dem Schweregrad der Fatigue?

(2) Besteht eine Korrelation zwischen den immunologischen Effekten von GA – gemessen anhand der Änderung peripherer Zytokinmuster – und dem Ausmaß bzw. der Symptomatik von Fatigue bei MS?

(3) Besteht eine Korrelation zwischen klinischen, neuropsychologischen und immunologischen Befunden und der Symptomatik von Fatigue bei MS?

Fünfzehn Zentren in Deutschland und Österreich nehmen an der Studie teil. Blutproben für die immunologischen Untersuchungen (Messung pro- und antiinflammatorischer Zytokine im Serum und aus Blutlymphozyten-RNA) werden zu zwei Zeitpunkten vor sowie alle drei Monate unter GA-Behandlung asserviert; zur Baseline-Untersuchung und alle drei Monate unter Therapie werden der Grad der Fatigue und der Lebensqualität in verschiedenen Selbstbeurteilungsbögen erfasst: Visuelle Analogskala (VAS), Fatigue Severity Scala (FSS), MS-FSS, Modified FIS (MFIS) sowie European Quality of Life Scale (Euro QoL). Geplant ist der Einschluss von 40 bis 60 Patienten.

Die Basisdaten und das geplante Arbeitsprogramm werden vorgestellt werden.