Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P384
DOI: 10.1055/s-2005-919418

Eosinophile Meningitis mit Zephalgien und Dysästhesien nach Aufenthalt in der Dominikanischen Republik – Infektion mit Angiostrongylus cantonensis

C Rau 1, R Bialek 1, S Richter 1, A Lindner 1
  • 1Stuttgart, Tübingen

Einleitung: Die eosinophile Meningitis wird bei uns vorwiegend bei opportunistischen Infektionen mit Pilzen oder Parasiten beobachtet. Weltweit jedoch ist die häufigste Ursache einer eosinophilen Meningitis eine Infektion mit Larven von Helminthen, wie zum Beispiel Angiostrongylus cantonensis. Dieser bei Ratten auftretende Lungenwurm verwendet unterschiedliche Schneckenarten und Süßwasser-Krustentiere als Zwischenwirte. Nach Kontakt oder Verzehr von Zwischenwirten oder kontaminiertem Gemüse können infektiöse Larven in das humane Zentralnervensystem (ZNS) gelangen. Dort rufen sie nach einer Inkubationszeit von 2 bis 35 Tagen eine entzündliche Reaktion mit typischen klinischen Symptomen hervor. Bislang kam die Angiostrongyloidiasis im südostasiatischen und pazifischen Raum vor. Erst vor kurzem wurden erstmals Infektionsfälle bei Einwohnern und Reisenden auch in der Karibik beschrieben.

Kasuistik: Wir berichten über eine Deutsche, die nach der Rückkehr von einem Badeurlaub in der Dominikanischen Republik über schwere Dysästhesien und Zephalgien klagte. Es bestand eine eosinophile Meningitis. Übliche Infektionserreger konnten mittels Labordiagnostik weitgehend ausgeschlossen werden. Bei Verdacht auf eine Angiostrongyloidiasis wurde mit einem Filarien-Rohantigen nach Antikörpern gegen Nematoden gesucht. In der Akutphase der Erkrankung wurden Antikörper in mittelhoher Konzentration im Liquor, bei fehlender Serum-Antikörperreaktion, nachgewiesen. Dies war vereinbar mit einer Nematodeninfektion des zentralen Nervensystems. Es wurde eine Therapie mit Albendazol und Kortikosteroiden begonnen, worunter es zu einer umgehenden Remission der schweren Dysästhesien und zu einer raschen Besserung der Zephalgien kam.

Zusammenfassung: Nach unserer Kenntnis ist dies der erste in Deutschland beobachtete Fall einer Angiostrongyloidiasis und die zweite berichtete europäische Kasuistik nach Aufenthalt in der Karibik. Nach Reisen in tropische und subtropische Regionen ist bei Auftreten von Kopfschmerzen, Dysästhesien und dem Nachweis einer eosinophilen Meningitis eine ZNS-Infektion mit Larven von Angiostrongylus cantonensis differentialdiagnostisch zu erwägen.